Ron Sommer will wieder in die Offensive
In sieben Wochen muss sich Telekom-Chef Sommer auf der Hauptversammlung dem breiten Aktionärsvolk stellen.
Telekom-Chef Ron Sommer will mit dem Umbau des Vorstands in die Offensive gehen. Der 52-jährige Doktor der Mathematik steht seit Monaten wegen des drastisch gefallenen Kurses der T-Aktie und der Immobilien-Neubewertung im Kreuzfeuer der Kritik. Die Liste der Vorwürfe reicht von fehlerhafter Unternehmensstrategie über die hohen Kosten für die UMTS-Mobilfunklizenzen bis hin zu teuren Käufen im Ausland. Die Verärgerung war bei einigen Kleinaktionären so groß, dass sie Strafanzeigen gegen Sommer und den Aufsichtsrat stellten.
"Ich bin kein Schönwetter-Kapitän", erklärte Sommer immer wieder auf die Frage, ob er zurücktrete. Der Rückgang des Aktienkurses sei kein besonderes Problem der Deutschen Telekom AG, sondern zeige die schwierige Lage an den Weltbörsen. Unternehmen mit Substanz, wie der Bonner Telekom-Konzern, würden diesen Sturm meistern. "Wir sind gut gerüstet, um da raus zu kommen", machte er den Kleinaktionären über den Fernsehbildschirm Mut. Die Unternehmensstrategie stimme, und die Übernahme der US-Mobilfunkgesellschaft VoiceStream sei richtig.
Der Umbau des Vorstands zeigt, dass Sommer seinen Stuhl behalten wird. Der Konzernlenker selbst war sich in den vergangenen Wochen sicher, dass die rot-grüne Koalition an ihm festhält. Der Bund ist nach wie vor der maßgebliche Eigentümer. In der Gerüchteküche wurde bereits Netz-Vorstand Gerd Tenzer als Sommers Nachfolger gehandelt. Hinter dem Wechsel-Spiel stecke eine Gruppe rebellischer Führungskräfte, die der SPD nahe stehe und ihrem Chef Realitätsferne vorwerfe, hieß es. Sommer ließ sich davon aber nicht beeindrucken.
Die Abgabe von Aufgaben an andere Vorstandsmitglieder wird von Analysten nicht als eine Schwächung Sommers gesehen. So verwies ein Frankfurter Banker auf den US-Vorzeigekonzern General Electric, der hinter seiner "Galionsfigur" eine ganze Reihe von Top-Managern habe. Außerdem wird mit dem Vorstandsumbau die auf vier Säulen stehende Konzernstrategie Mobilfunk, Online, Systemgeschäft sowie Festnetz weiter untermauert. Einige Analysten finden diese Verbindung jetzt wieder spannend.
In sieben Wochen muss sich Sommer auf der Hauptversammlung dem breiten Aktionärsvolk stellen. Dann wird sich auch zeigen, wie groß das Vertrauen in den Konzernlenker ist. Möglicherweise kann er bis dahin einen lang ersehnten Erfolg vorweisen – den Einstieg in den US- Markt. Wie in Branchenkreisen vermutet wird, wollen die US-Behörden schon bald für die Übernahme von VoiceStream grünes Licht geben. Damit würde die Deutsche Telekom über ihre Töchter und Beteiligungen dann mehr als 50 Millionen Mobilfunk-Kunden auf der Welt bedienen. (Volker Danisch, dpa) / (jk)