Yahoo mit gemischter Bilanz und Entlassungen (Update)

Um Kosten zu sparen, sollen 12 Prozent der Belegschaft entlassen werden; Yahoo will zudem wohl mit Sex-Angeboten mehr Umsätze außerhalb des Werbebereichs machen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die nächste Internet-Firma muss ihren Tribut an die Krise der New Economy und die schwächelnde US-Wirtschaft zollen: Yahoo verbuchte im ersten Quartal 2001 einen Verlust von 11,5 Millionen US-Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs verdiente Yahoo noch 67,6 Millionen US-Dollar. Der Verlust betrug nun zwei Cents je Aktie gegenüber einem Gewinn von elf Cents je Aktie im ersten Quartal 2000. Der Umsatz schrumpfte deutlich auf 180,2 Millionen US-Dollar, im Vorjahr waren es noch 230,8 Millionen US-Dollar.

Berücksichtigt man allerdings Sonderfaktoren, verdiente die Firma 7,6 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 60,5 Millionen US-Dollar im gleichen Vorjahreszeitram. Der Gewinn je Aktie erreichte auf dieser Basis einen Cent je Aktie gegenüber zehn Cents im ersten Quartal 2000. Für das gesamte Geschäftsjahr 2001 ist sich Yahoo über die Gewinnprognose noch nicht ganz schlüssig: Zwischen einer schwarzen Null und einem Profit von 50 Millionen US-Dollar werde das Ergebnis liegen.

Um Kosten zu sparen, will der Portal- und Suchmaschinen-Betreiber die ersten Massenentlassungen in der Unternehmensgeschichte durchführen: Zwölf Prozent der 3.510 Mitarbeiter sollen nach Hause geschickt werden. Zusätzlich sollen Marketing-, Vertriebs- und Werbekosten verringert und einige Sparten zentralisiert werden. Durch die Entlassungen will Yahoo 7 Millionen US-Dollar einsparen; insgesamt sollen die Kosten um 20 Millionen US-Dollar gedrückt werden. Zusätzliche Ausgaben könnten die Einsparungen dann aber wieder auf 10 Millionen US-Dollar drücken, meinten Firmensprecher.

Heather Killen, die das internationale Geschäft leitet, wird das Unternehmen Mitte Juni verlassen. Killen bleibt aber in den Verwaltungsräten von Yahoo Europe und Yahoo Korea. Yahoo-Chef Tim Koogle hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass er den Posten des CEO aufgeben will. Koogle soll nach Ernennung seines Nachfolgers bei Yahoo als Verwaltungsratsvorsitzender bleiben. Man habe schon Fortschritte bei der Suche nach einem neuen Chef gemacht, hieß es bei der Firma.

Immerhin konnte Yahoo darauf verweisen, dass die Zugriffe auf die Webseiten des Portals den Erwartungen entsprochen hätten: 192 Millionen individuelle Besucher verbuchte Yahoo im März, 145 Millionen waren es noch im März 2000. Im Schnitt gab es, alle Yahoo-Seiten zusammengezählt, im März durchschnittlich 1,1 Milliarden Seitenaufrufe täglich. Die E-Commerce-Transaktionen bei Yahoo stiegen dagegen nur leicht auf 1,4 Milliarden US-Dollar. Schlecht sieht es dagegen bei der Werbung aus: Das Portal verzeichnete 3.185 Werbekunden im Quartal gegenüber 3.700 im Vorjahr. Immerhin ließen sich die verbliebenen Kunden auf längere Verträge ein, meinte die Firma.

Yahoo ist in sehr starkem Umfange auf die Werbung angewiesen. Die Internetfirma versucht daher verstärkt gebührenpflichtige Dienstleistungen und andere gewinnbringende Aktivitäten anzubieten. Die Gesellschaft hat nach US-Presseberichten ein Online-Sex-Site, auf der Pornovideos und andere Produkte verkauft werden, ausgebaut und umgebildet. Dies sehen einige Analysten nach Darstellung des Wall Street Journal als Versuch, mehr Umsätze außerhalb der Online-Werbung zu verbuchen. (jk)