Der neue Telecom-Regulierer setzt auf Wettbewerb

Mehr Wettbewerb in den ehemaligen Monopolmärkten ist Matthias Kurth wie seinem Vorgänger Klaus-Dieter Scheurle das wichtigste Anliegen.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Matthias Kurth, braucht für seinen neuen Job keine Einarbeitungszeit. Seit gut einem Jahr ist der 48-jährige Hesse bereits als Vize-Chef der obersten Aufsichtsbehörde für die Telekommunikations- und Postmärkte tätig. Mehr Wettbewerb in den ehemaligen Monopolmärkten ist ihm wie seinem Vorgänger Klaus-Dieter Scheurle das wichtigste Anliegen. Einer der Schwerpunkte: Das nach wie vor von der Deutschen Telekom dominierte Ortsnetz.

Dass es unter seiner Führung einen Kurswechsel in der Regulierungspolitik gibt und der Ex-Monopolist Telekom auf mehr Nachsicht hoffen kann, ist ein Trugschluss. Erst vor wenigen Wochen bekannte Kurth auf einer Online-Messe in Düsseldorf Farbe: Dass seine Behörde für den Absturz der T-Aktie an den Börsen mitverantwortlich sei, wie Telekom-Chef Ron Sommer mehrfach behauptete, wies er entschieden zurück. "In der Rolle des Sündenbocks [bin ich] eine absolute Fehlbesetzung".

In seinem neuen Amt bleibt Kurth kaum Zeit zum Durchatmen. So steht in den nächsten Wochen die Entscheidung über die Preise für die Teilnehmeranschlussleitung an. Die Telekom verlangt von ihren Konkurrenten statt bisher 25,40 Mark eine Monatsmiete von 34 Mark. Für die Regulierungsbehörde ist die Preisfestsetzung laut Kurth ein "Drahtseilakt". Auch bei der Pauschale für den Internetzugang (Großhandels-Flatrate) droht Knatsch, wenn sich die Online-Anbieter nicht mit der Telekom einigen.

Doch der oberste Regulierer hat durch seine Tätigkeit als Richter am Landgericht Darmstadt das Rüstzeug, um in den immer schärfer vorgetragenen Streitpunkten abzuwägen. Außerdem genießt er als langjähriges Mitglied der SPD-Landtagsfraktion in Wiesbaden das Wohlwollen und Vertrauen seiner sozialdemokratischen Parteifreunde.

Kurth hat die stürmische Entwicklung der Telekom- und Postbranche aus verschiedenen Perspektiven mitgestaltet. So war er Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium (1994 bis 1999) und arbeitete als Vertreter des Bundeslandes an der Gestaltung des Telekommunikationsgesetzes (1994 bis 1997) mit. Auch als Vertreter Hessens im EU-Ausschuss der Regionen gehörte das vielfältige Thema Kommunikationstechnologien zu seinen Arbeitsschwerpunkten (1994 bis 1998).

Die Mühen und Nöte eines Jungunternehmens auf dem geöffneten Telekommunikationsmarkt erfuhr Kurth als Geschäftsleitungsmitglied der Festnetzgesellschaft Colt Telecom GmbH (1999). Recht und Regulierung gehörten in der Frankfurter Unternehmens-Zentrale zu seinen Aufgaben. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)