Zahlen, bitte! 451 – HTTP-Statuscode mit Literaturvorlage

Der Ende 2015 eingeführte HTTP-Statuscode 451 soll blockierte Inhalte durch Zensur und juristische Aufforderung Dritter anzeigen. Die Wahl der Zahl kommt nicht von ungefähr.

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Zahlen, bitte! 451 ... und andere bemerkenswerte HTTP-Statuscodes
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Volker Zota
Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Im Jahr 2012 las Google-Mitarbeiter Tim Bray (Mitentwickler des XML- und Atom-Standards) auf Slashdot.org, dass ein britischer Provider The Pirate Bay mit dem Statuscode 403 – Forbidden blockierte, obwohl er gerichtlich gezwungen wurde. Das fand Bray falsch und schlug der International Internet Enginieering Task Force (IETF) vor, einen neuen HTTP-Statuscode einzuführen: 451 – Unavailable For Legal Reasons (RFC 7725).

Er sollte genauer als 403 – Forbidden signalisieren, dass ein Webinhalt aus rechtlichen Gründen nicht (mehr) verfügbar ist. Der Statuscode 451 soll nur dann eingesetzt werden, wenn die Übermittlung aufgrund einer juristischen Aufforderung Dritter unterdrückt wird. Er soll immer einen Text enthalten, der über die näheren Umstände aufklärt, wie das Beispiel aus dem RFC 7725 anhand der Volksfront von Judäa verdeutlicht:

HTTP/1.1 451 Unavailable For Legal Reasons
Link: <https://spqr.example.org/legislatione>; rel="blocked-by"
Content-Type: text/html

<html>
<head><title>Unavailable For Legal Reasons</title></head>
<body>
<h1>Unavailable For Legal Reasons</h1>
<p>This request may not be serviced in the Roman Province
of Judea due to the Lex Julia Majestatis, which disallows
access to resources hosted on servers deemed to be
operated by the People's Front of Judea.</p>
</body>
</html>

Vor gut einem Jahr wurde der neue Statuscode 451 von der IETF zum Internetstandard gekürt.

451 ist eine Verneigung vor Ray Bradburys Roman "Fahrenheit 451".

(Bild: Dave Bleasdale CC-BY 2.0 )

Aber wieso eigentlich die Zahl 451? Zunächst einmal sind alle HTTP-Statuscodes dreistellig und Client-Fehlercodes beginnen mit 4xx (siehe unten) – wobei man darüber streiten könnte, ob der Zensur-Statuscode nicht eher ein Server-Fehlercode sein müsste, wie Bray selbst in seinem Blog anmerkte.

Als Anspielung auf den 1953 erschienenen dystopischen Roman "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury schlug Bray die 451 vor. Er war übrigens zwar nicht der erste, der diese Zahl vorgeschlagen hatte – sie kam bereits in der Slashdot-Diskussion vor –, er machte jedoch Nägel mit Köpfen.

In dem Buch stellt ein totalitäres System das Lesen von Büchern unter Strafe, weil es zu nicht systemkonformen Gedanken führe. Mit hundeähnlichen Robotern jagt die Feuerwehr Buchbesitzer, nimmt sie gefangen oder tötet sie ... und verbrennen die Bücher. Die Feuerwehrmänner tragen Uniformen und Helme mit der Zahl 451 – die von Bradbury angenommene Selbstentzündungstemperatur von Papier in Fahrenheit (umgerechnet 232,8 °C). Zwar hängt die Zündtemperatur tatsächlich von diversen Faktoren wie dem Volumen, Druck und Papiertyp ab, sodass sie je nach Papiertyp zwischen etwa 180°C (Zeitung) und 360 °C (Schreibpapier) liegt. Doch nach Bradburys Buch hat sich jedermann nur noch die 451°F gemerkt. Sogar in Lehrbüchern wie "Fundamentals of Combustion Processes" (S. 93) findet man die umgerechnete Angabe von 232 °C für Papier.

Kaum verwunderlich: Der Roman selbst wurde bereits mehrfach Opfer von Zensur ...

Insgesamt gibt es über 60 HTTP-Statuscodes, die sich in folgende Gruppen gliedern:

  • 1xx – Informationen
  • 2xx – Erfolgreiche Operation (z.B. 200 – OK)
  • 3xx – Umleitung
  • 4xx – Client-Fehler
  • 5xx – Server-Fehler (z.B. 500 – Internal Server Error)
  • 9xx – reserviert für proprietäre/private Fehler (keine allgemeingültige Aussage möglich)

Der prominenteste HTTP-Statuscode dürfte nach wie vor 404 – Not Found sein, dem man bei Vertippern im Pfad einer URL begegnet. Viele Webseitenbetreiber bemühen sich bei der Gestaltung der 404-Fehlerseite besonders, wovon Sie sich in unserer Bilderstrecke selbst überzeugen können:

"Not Found" – schöne 404-Pages (24 Bilder)

Github

Frei nach Star Wars: "This is not the web page you are looking for"; alle 404er haben wir in den Bildquellen verlinkt. (Bild: Github )

(vza)