Napster zu 60 Prozent gefiltert

Die Wirkung der von Napster installierten Filtersysteme nimmt zu und die User wandern ab.

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Von
  • Volker Zota

Napsters Frist für die Sperrung urheberrechtlich geschützter Dateien seit der Übergabe von Listen durch die Musikindustrie ist bereits seit dem Mittwoch abgelaufen, trotzdem sind noch längst nicht alle der 135.000 zu blockierenden Stücke gesperrt. Effektiv habe man bis zum Ablauf der Frist am Mittwochabend knapp 60.000 Songs gesperrt, meinte eine Napster-Sprecherin.

Nach Informationen des Wirtschaftssenders Bloomberg hat sich Napster am gestrigen Donnerstag mit einer 42-seitigen Eingabe über die Filterbemühungen einmal mehr an Bezirksrichterin Marilyn Hall Patel gewandt, um gegen die kurze Zeitspanne für die Sperrung der Songs zu protestieren. Es habe sich gezeigt, dass man innerhalb von drei Tagen nicht in der Lage sei, mehrere Millionen Dateien und Songs zu korrelieren, erklärte Napsters Anwalt. Zurzeit habe man knapp sechs Millionen Dateien gesperrt, weitere zwei Millionen sollen in den nächsten Tagen folgen.

Nach Analysen von Webnoize zeigen die Filter mittlerweile deutliche Wirkung. Die durchschnittliche Anzahl der zum Tausch angebotenen Songs sei von 172 pro Nutzer um 60 Prozent auf 71 Songs zurückgegangen. Welche der eigenen Dateien von der Tauschbörse ausgeschlossen sind, kann jeder User feststellen, indem er seine Songliste über die Napster-"Hotlist" betrachtet. Diese Funktion erleichtert allerdings auch eine geeignete Umbenennung der Dateien, um die Filtersysteme von Napster zu umgehen. Obwohl das Musikangebot auf den offiziellen Napster-Servern langsam abmagert und Künstler wie Madonna vollständig aus den Listen verschwunden sind, können napsternde User durch einfache Variation der Künstlernamen – etwa "Madona" – somit noch immer ihre heißersehnten Songs aus dem Peer-to-Peer-Netzwerk herunterladen.

Auch wenn sich die Musik-Labels seit Ablauf von Napsters 72-Stunden-Frist nicht geäußert haben, werden sie kaum über die derzeitige Entwicklung glücklich sein. Zwar schließt Napster langsam seine Pforten; wem die Suche nach Songs über das Original jedoch mittlerweile zu anstrengend geworden ist, wendet sich Opennap, einer Open-Source-Implementierung Napsters, oder einer andere Tauschbörse zu. Die Opennap-Server, die zu einem großen Teil Musiccity.com betreibt, enthalten ein wesentlich größeres Songangebot als die Napster-Server und arbeiten ohne Filtersysteme – zumindest so lange, bis die Musik-Labels gegen den Betreiber vorgehen. Indes dürfte es schwierig werden, alle weltweit betriebenen Opennap-Server zu schließen, da sich diese teilweise in Ländern befinden, die sich kaum um die Urheberrechte der amerikanischen Musikgiganten scheren dürften. (vza)