CES

Internet der Dinge auf der CES: Ständig in Rufweite

Es scheint fast, als hätten sich die CES-Aussteller die Aufgabe gestellt, auch noch den letzten Winkel des menschlichen Lebens rund um die Uhr zu erfassen. Zu dieser Nähe passt wunderbar der Trend, mit den Geräten zu sprechen.

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IoT auf der CES: Gehörig intim

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Jurran

Dass Amazons Alexa auf der diesjährigen CES im Smart-Home-Bereich durchaus eine Rolle spielen würde, war nach der Aufmerksamkeit, die die virtuelle Assistentin bereits im Vorfeld der Elektronikmesse generiert hatten, durchaus abzusehen. Doch in welchen Ausmaße Alexa künftig die Kommunikation zwischen Mensch und Maschinen übernimmt, hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können.

So soll Alexa, die bislang vor allem durch Amazon vernetzte Lautsprecher Echo und Dot bekannt war, künftig in Smart-Home-Komponenten integriert werden, die praktisch alle Aspekte des Lebens abdecken: So hören dank Alexa künftig ein Kühlschrank von LG, ein Staubsauger von Samsung, Waschmaschinen von Whirlpool und gleich mehrere Fernseher künftig aufs Wort. Das Lenovo in Zusammenarbeit mit Amazon einen vernetzten Lautsprecher anbieten will, der dem Echo sehr stark ähnelt, mutet da eher einfallslos an.

IoT auf der CES (12 Bilder)

Boxsensor

PIQ ist dafür bekannt für auf bestimmte Sportarten spezialisierte Analysesysteme, mit denen sich die Performance etwa beim Tennis oder Kite-Surfen messen lässt. Der neueste "Nano-Computer" mit Smartphone-Anbindung namens "Robot Blue" richtet sich an professionelle und Freizeit-Boxer, die messen wollen, mit welcher Frequenz, Geschwindigkeit und Stärke sie schlagen. Das ab Ende Februar für rund 100 US-Dollar erhältliche Gerät wird mit einer speziellen Bandage um die Hand gewickelte. Darüber kommt natürlich noch ein Boxhandschuh.
(Bild: heise online / Nico Jurran)

Nutzer können die virtuelle Assistentin sogar mit auf Reisen nehmen: Künftig wird man vom Fahrersitz aus auf Zuruf mit den nötigen Informationen versorgt und kann Heim-Komponenten auf der Ferne steuern. Wie schon zuvor BMW, nutzen nun auch Ford und Volkswagen Amazons Sprachassistentin Alexa.

Elgato sammelt als europäischer HomeKit-Verfechter bereits mit Apples Assistentin Siri einige Erfahrung hinsichtlich der Sprachsteuerung von Smart-Home-Geräten. Künftig will das Unternehmen sein Sortiment breiter aufstellen. Amazons Alexa hat Elgato dabei nach eigenen Angaben auf lange Sicht auch im Blick, starten will man allerdings mit Google Home und dessen Assistenssystem Google Assistant. Auch Nvidia setzt bei der neuen Version seiner Streaming-Box Shield TV auf Google Home.

Für manche Zeitgenossen ist die Sprachsteuerung ein Hype, der sich schnell wieder erledigt haben dürfte. Shaw DuBravac, Chefanalyst des CES-Veranstalters Consumer Technology Association (CTA), gehört nicht zu diesen Menschen: Nach seiner Ansicht bietet die Sprachsteuerung nicht nur eine zusätzliche Möglichkeit für Ein- und Ausgaben, sondern wird die grafische Benutzeroberfläche in Zukunft auf breiter Front ablösen.

Ein aktuell noch vorhandenes Problem ist derzeit, dass vernetzte Lautsprecher wie Amazons Echo, Triby (mit Echo) und Google Home trotz Fernfeldmikrofonen aus mehreren Metern Entfernung gesprochene Befehle aufgrund von gleichzeitig spielender Musik, anderen Nebengeräuschen und Wandreflexionen oft nicht richtig verstehen. Der Benutzer ist dann gezwungen, die virtuelle Assistentin anzubrüllen, um seinen Willen zu bekommen.

Audyssey demonstrierte an einem Referenzdesign eines Netzwerklautsprechers, wie leistungsfähig sein Algorithmus ist.

(Bild: heise online / Nico Jurran)

Um Alexa & Co auch flüsternd Befehle geben zu können, könnte man die Mikrofone näher an den Benutzer rücken -- etwa mit Nvidias Mikrofon Spot oder dem tragbaren Controller Bixi 2.0. Das bislang vor allem für seine Einmessautomatiken bei AV-Receivern bekannte Unternehmen Audyssey geht das Problem hingegen von der anderen Seite an und präsentierte in Vegas einen Algorithmus, der das Nutzsignal aus den Störgeräuschen im Raum um bis zu 53 Prozent besser herausfiltern soll als die bisherigen vernetzten Lautsprecher.

Abseits von virtuellen Assistenten kam man bei einem Rundgang über die CES 2017 an bestimmten IoT-Produktkategorien einfach nicht vorbei, mit denen die Hersteller nur ein Ziel zu verfolgen: Auch noch den allerletzten Bereich unteres Lebens zu vernetzen. Dazu gehören beispielsweise Wearables für immer mehr Sportarten abseits von Laufen und Radfahren. Aber auch Wearables für Tiere spielen eine immer größere Rolle.

Wie stark die Technik mittlerweile immer wieder auf die Intimsphäre zielt, zeigt der Bereich "Baby Tech". Darunter fallen zum einen Geräte, mit denen sich Schwangere überwachen können, zum anderen solche, mit denen sie nach der Geburt ihren Nachwuchs im Auge behalten. Nun gibt es sicher Fälle, bei denen eine solche Überwachung aus medizinischer Sicht angebracht ist. Wer sich aber die Präsentationen auf der CES anschaute, bekam häufig den Eindruck, dass hier oft die Ängste junger Eltern angesprochen werden sollen, dem Nachwuchs könne ohne ständige Überwachung etwas zustoßen.

Der US-Spielzeughersteller Mattel will sogar ein recht ungewöhnliches Smart-Home-Gerät auf den US-Markt bringen: "Aristotle by Nabi", ein smarter Smart Home Hub, der das Kind als Säugling überwachen soll und mit ihm ab dem Kleinkindalter spricht – womit sich der Kreis zu Alexa und Co. wieder schließt. (nij)