Aufrüstung gegen Drohnen

Verschiedene Hersteller bieten mittlerweile Geräte an, die die Nutzung unbemannter Fluggeräte unterbinden sollen. Das ist auch militärisch interessant.

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Datenschützer, Ordnungshüter und Militärs haben so ihre Probleme mit dem Boom bei den unbemannten Fluggeräten. Die Drohnen, die es in ordentlicher Qualität samt hochauflösender 4K-Kameraaufnahmetechnik mittlerweile für unter 1000 Euro gibt, gelten zunehmend als Sicherheitsrisiko.

Entsprechend steigt die Nachfrage nach Abwehrmaßnahmen. Die gibt es mittlerweile in Groß und Klein – ein dynamischer Markt hat sich entwickelt. Neben abgerichteten Raubvögeln, wie sie die niederländische Polizei einsetzen will, sind das vor allem technische Maßnahmen.

Die Dronegun ähnelt einer "richtigen" Waffe.

(Bild: Droneshield)

So hat der australische Hersteller DroneShield mit der Dronegun eine Art Anti-Drohnen-Gewehr entwickelt. Das Gerät ist ein sogenannter Drone-Jammer, der das Steuersignal zwischen Fluggerät und Pilot auf dem 2,4- und dem 5-GHz-Band unterbrechen kann. Auf diesem Bändern funken die meisten Consumer- sowie auch viele Profi-Drohnen mit besserer Kameratechnik. Alternativ oder zusätzlich können auch die Frequenzen gestört werden, auf denen das Satellitennavigationssignal verbreitet wird (das amerikanische GPS, und das russische GLONASS) – die Drohne findet sich also nicht mehr am Himmel zurecht, weil sie ihre Position nicht mehr berechnen kann.

Die Abwehrwaffe soll eine Reichweite von bis zu zwei Kilometern haben und eingesetzt werden, um bestimmte Gebiete zu schützen. Auf dem freien Markt ist sie bisher nicht erhältlich. In den USA soll sie zunächst der Regierung und den Behörden zur Verfügung stehen.

Eine Reaper-Drohne der US-Regierung.

(Bild: CBP)

Vor allem für militärische Drohnen gedacht ist dagegen der sogenannte Phaser des US-Rüstungskonzerns Raytheon. Er arbeitet auf elektromagnetischer Basis und ist auf einem Fahrzeug montiert, das an den Einsatzort chauffiert werden kann. Die gesamte Technik passt in einen Schiffscontainer und ist so vergleichsweise mobil.

Durch starke Impulse, die gezielt über eine 1,20 Meter große Schüssel abgegeben werden, soll die Elektronik von Drohnen massiv gestört oder sogar zerstört werden. Dafür wird ein leistungsfähiger Mikrowellenstrahl benutzt. Das Gerät soll selbst bei schnellen Drohnen mit mehr als 110 Stundenkilometern Geschwindigkeit funktionieren.

Und: Pro Impuls lassen sich unter guten Bedingungen gleich mehrere Fluggeräte vom Himmel holen. Laut Raytheon fängt der Phaser gegebenenfalls einen ganzen Schwarm von Drohnen ein. Da in den unbemannten Fluggeräten kein Pilot sitzt, ist das für Menschen gänzlich ungefährlich – außer sie oder ihr Besitz werden von einer so aus der Luft geholten Drohne getroffen.

Das Raytheon-System ist mobil.

(Bild: Raytheon)

Raytheon werkelt schon seit mehreren Jahren an seinem Phaser. Erste Tests begannen vor gut drei Jahren an einem Standort der amerikanischen Luftverteidigungsartillerie, die mit den Entwicklern zusammenarbeitet. Mittelgroße Drohnen der Baureihe Tempest wurden unter anderem erfolgreich auf den Boden geholt. Was der Phaser kosten soll, bleibt Geheimnis von Raytheon. Armeen in aller Welt dürften die Entwicklung intensiv verfolgen. (bsc)