Doppelte Quantenleistung

Ungeachtet aller Skepsis aus der Wissenschaft entwickelt D-Wave Systems seine bereits kommerziell erhältlichen Quantencomputer weiter. Die neueste Version kommt auf 2000 Qubits und hat schon einen Käufer gefunden.

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Von
  • Jamie Condliffe
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Der Quantencomputer-Anbieter D-Wave Systems hat eine neue Version seiner Geräte vorgestellt, die doppelt so viel Rechenleistung wie das Vorgängermodell haben und konventionelle Hardware noch viel weiter in den Schatten stellen soll. Gleichzeitig hat das Unternehmen immer noch Probleme damit, die wissenschaftliche Community von der Belastbarkeit seiner Aussagen zu überzeugen.

Der neue Quantencomputer 2000Q von D-Wave soll über rund 2000 Qubits verfügen, das Analog zu binären Bits. Das ist doppelt so viel wie bei der vorigen Generation, die unter anderem bereits in einem Labor von Lockheed Martin und bei einem Gemeinschaftsprojekt von NASA und Google eingesetzt wird.

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Die Performance des neuen Modells hat D-Wave mit speziellen Problemen getestet, die sich besonders gut für Quantencomputer eignen, beispielsweise Optimierungen. Nach Angaben des Unternehmens ist es mindestens 1000-mal so schnell wie ein konventionelles System mit einem Hauptprozessor und einer Grafikeinheit mit 2500 Kernen, auf dem ähnliche Algorithmen liefen.

Einige Quantenexperten werden diese Angaben mit Skepsis betrachten. Als D-Wave seinen ersten Computer vorstellte, stellten manche Wissenschaftler in Frage, ob es sich dabei wirklich um ein Quantensystem handelte. Google-Forscher gaben im vergangenen Jahr bekannt, sie hätten gezeigt, dass es tatsächlich funktioniert. Allerdings könnten die bei den Tests eingesetzten Algorithmen D-Wave gegenüber anderen Computern bevorzugt haben.

Zudem, so erklärt die Fachzeitschrift Nature, arbeitet D-Waves erster kommerziell erhältlicher Quantencomputer mit relativ einfachen Qubits. Diese sind fragil und verlieren ihre Quantenzustände leichter als diejenigen, die in anderen Laboren entwickelt werden. Manche Wissenschaftler zweifeln deshalb daran, dass die Geräte von D-Wave jemals den exponentiellen Sprung in der Rechenleistung liefern werden, den die Quantentechnik verspricht.

Trotzdem hat das neue Modell schon einen Käufer gefunden. Laut D-Wave hat ein Unternehmen namens Temporal Defense System für 15 Millionen Dollar einen 2000Q gekauft und will ihn im Bereich Cybersicherheit einsetzen. Mehrere Forschungsgruppen nutzen zudem das ältere Gerät von D-Wave.

Unterdessen arbeiten andere Gruppen – bei Google, Microsoft, IBM und an vielen Universitäten – intensiv an der Entwicklung eigener Quantencomputer, haben aber noch kein kommerzielles Produkt anzubieten. D-Wave wiederum will die Zahl der Qubits in seinen Geräten alle zwei Jahre verdoppeln – egal, was die Skeptiker sagen.

(sma)