Über- und unterirdisch

Ein neuer Bildband mit Drohnenfotos schwelgt in Farben und Formen.

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Wie sich Äcker zu abstrakten Mosaiken formen, wie die Höhe verborgene Schönheit hervorholt, all das ist immer wieder betörend, aber nicht neu. Schon seit den Neunzigern dokumentiert etwa der französische Fotograf Yann Arthus-Bertrand die Erde von oben. Und mit Google Earth kann jeder Nutzer selbst auf Pirsch gehen. Was können Drohnenfotos dem noch hinzufügen?

Viele Motive aus dem Bildband "Überirdisch" hätten tatsächlich von Arthus-Bertrand stammen können – etwa das malaysische Fischerboot inmitten seines Netzes. Doch wer genau hinsieht, entdeckt auch Bilder, die so nur mit Drohnen entstehen konnten: etwa die durch lange Belichtung verwischte Brandung an einer kalifornischen Küste oder die bunten Leuchtspuren eines Verkehrskreisels bei Nacht. Weder Flugzeuge noch Hubschrauber können für solche Aufnahmen ruhig genug in der Luft stehen. Moderne Drohnen hingegen stabilisieren ihre Kameras gut genug für längere Belichtungen.

Zudem können sie näher an ihre Motive herangehen, wie etwa beim Kletterer in der Felswand oder den Gittermasten eines Installationsschiffs, die sich dem Betrachter entgegenrecken. Kein Pilot der Welt hätte sich hier herangetraut – und schon gar nicht in die Hang-Son-Doong-Höhle in Vietnam. Unterirdische Luftaufnahmen dürften ein ganz neues Genre der Fotografie sein, das erst durch Drohnen erschlossen wird.

Ein weiterer Unterschied zur konventionellen Luftfotografie: Drohnen sind weitaus billiger. Die neue Technik sorge dafür, "dass ein demokratisches neues Spielfeld der Kunst entsteht, auf dem unbekannte Talente gleichberechtigt mit etablierten Künstlern wetteifern", heißt es im Vorwort. Die Fotos des Bildbands stammen dementsprechend sowohl von Profis als auch von Amateuren.

Mitunter schwelgen die Fotografen bis an die Grenze zum Kitsch in satten Farben. Außerdem wird der Band vom chinesischen Drohnenhersteller DJI herausgegeben und ist entsprechend werblich geraten. Angesichts der vielfältigen spektakulären Aufnahmen lässt sich das verschmerzen. Der Preis hätte dann allerdings etwas geringer ausfallen können.

Überirdisch – Die Schönheit der Welt in Drohnenfotografie, teNeues, 208 Seiten, 59,90 Euro (bsc)