Polymergel hilft verhüten

Für Frauen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Nun sollen entsprechende Produkte sich endlich auch für Männer durchsetzen.

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Von
  • Michael Reilly
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Wollen Männer verhüten, setzen sie heutzutage vor allem auf zwei Möglichkeiten: Entweder sie greifen beim Geschlechtsverkehr zu Kondomen oder sie lassen sich (unumkehrbar) sterilisieren. Ein neues Produkt namens Vasalgel soll auf absehbare Zeit zu einer Alternative werden: Erfolgreiche Tierversuche an Affen zeigen, dass der Ansatz einen Bereich der Medizin umkrempeln könnte, der seit langem vernachlässigt wird.

Bei Frauen gibt es zahllose Verhütungsmethoden: von der Pille über die Injektion, das Diaphragma, die Spirale bis hin zu Vaginalringen. Die Tatsache, dass es bei Männern so wenig Optionen gibt, wird vor allem durch zwei Faktoren bestimmt. Da wäre der biologische: Es ist schlicht einfacher, zu verhindern, dass ein einzelnes Ei einmal im Monat sein Ziel erreicht, statt die tägliche Produktion von Millionen von Samenzellen zu stoppen. Zweiter Grund: Für die Forschung in diesem Bereich ist bislang einfach nicht viel Geld da.

Zwar hat die Weltgesundheitsorganisation WHO kürzlich eine Versuchsreihe mit hormonellen Injektionen für Männer finanziert, die auch zu funktionieren scheinen. Doch das Medikament hatte ernsthafte Nebenwirkungen und die Studie wurde daher gestoppt. Ein ähnlicher Wirkstoff, der bei 1045 Männern in China getestet wurde, funktionierte wie gewünscht – und der Effekt ließ sich auch wieder umkehren. Doch der Hersteller, Zhejiang Xian Ju Pharmaceutical, brachte nie ein entsprechendes Medikament auf den Markt. Zudem wird mit verschiedenen oralen Medikamenten experimentiert, doch keines davon ist bislang in die Apotheken gelangt.

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Vasalgel stammt von der Non-Profit-Organisation Parsemus Foundation. Es handelt sich dabei um ein Polymergel, das in den Samenleiter gespritzt wird, der bei einer Sterilisation normalerweise durchtrennt und abgeätzt wird. Das Gel blockiert die Spermien auf ihrem Weg aus den Hoden heraus.

Bislang wurde Vasalgel an einer Reihe von Tieren getestet. Die jüngsten Ergebnisse, die im Journal "Basic and Clinical Andrology" veröffentlicht wurden, betrafen insgesamt 16 männliche Rhesusaffen. Nach der Injektion mit dem Gel wurden sie wieder in eine Umgebung mit Weibchen gelassen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren kam es den Forschern zufolge zu keinerlei Schwangerschaften. Einzige Nebenwirkung: Eine der Injektionen ging daneben, was eine Sterilisation notwendig machte.

Nun geht es darum, nachzuweisen, dass die Prozedur auch rückgängig gemacht werden kann. Eine ähnliche Technik namens RISUG, die in Indien getestet wurde, spricht dafür – dort gelang es allerdings nicht, ausreichend Freiwillige für eine weitergehende Untersuchung zu finden. Vasalgel erweist sich bislang als effektives Verhütungsmittel, doch nun muss gezeigt werden, dass es sich leichter rückgängig machen lässt als eine Sterilisation. Dafür sind nun zunächst Versuche an Großtieren vorgesehen. (bsc)