Günstiger Geheimtipp: Flashforge Finder

Ein 3D-Drucker chinesischer Provenienz für unter 500 Euro – das klingt nach Dutzendware. Dem Flashforge Finder tut dieses Vorurteil unrecht: Das Gerät druckt sehr gut und macht den Einstieg leicht.

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(Bild: Avistron / Siewert & Kau)

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Der Computer-Großhändler Siewert & Kau vertreibt unter dem Namen Avistron mittlerweile eine eigene Palette von 3D-Druckmaterialien sowie den günstigen chinesischen 3D-Drucker Flashforge Finder. Flashforge steckte als Hersteller unter anderem auch hinter dem ersten 3D-Drucker von Dremel, der uns im Make-Testlabor durch seine überragende Druckqualität überraschte. Insofern waren wir durchaus interessiert, als uns Siewert & Kau ein Testpaket anbot, bestehend aus PLA-Material der Marke Avistron und einem Flashforge Finder.

3D-Drucker Flashforge Finder und Avistron PLA (22 Bilder)

Die Filamentrollen der Marke Avistron werden in einer sogenannten Fishbox geliefert – der schwarze Plastikbehälter mit dem luftdichten Deckel soll das Druckmaterial schützen, wenn es gerade nicht in Gebrauch ist.
(Bild: Avistron / Siewert & Kau)

Der Bauraum dieser Maschine fällt zwar mit 14 cm maximaler Modellgröße in jeder Richtung eher moderat aus, allerdings erreichte das Gerät in unserem standardisierten 3D-Druckqualitätstest die selten vergebene Note sehr gut. Noch dazu sind es meist eher hochpreisige Geräte, die diese Bestnote einheimsen, neben dem bereits erwähnten Dremel-3D-Drucker etwa der Ultimaker 2+ oder die eigentlich außer Konkurrenz laufende Stratasys Mojo. Einzig das Pollin-Schnäppchen Daycom 3DP-100 liefert ähnliche Qualität zu einem ähnlichen Preis – allerdings hat uns der Einstieg bei jenem Gerät durchaus etliche Nerven gekostet.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Genau hier punktet der Flashforge Finder: Er macht es auch 3D-Druck-Einsteigern leicht, ihre ersten – und positiven – Erfahrungen mit der Materie zu machen. So hilft bei der Justierung des Abstands zwischen Drucktisch und Düse ein automatisch ausklappender Sensor samt akustischem Signalgeber und misst zusätzlich noch mal nach – auf das Ergebnis konnten wir uns im Test stets verlassen (siehe auch Video). Die Spule mit Druckmaterial verschwindet komplett in einer Kassette in der Rückwand des Geräts, das Material wird durch einen Schlauch in den Druckkopf geführt, mit Verklemmungen des Filaments auf der Rolle hatten wir im Test nicht zu kämpfen. Der unbeheizte und mit einem BuildTak-ähnlichen Kunststoff beschichtete Drucktisch lässt sich mit einem Handgriff entnehmen, um die Werkstücke einfach von der Unterlage zu lösen.

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Die proprietäre Software für die Vorbereitung der Druckdateien ist im großen und ganzen übersichtlich gestaltet, ganz kommt man als Einsteiger aber um eine Beschäftigung mit den wichtigsten Begriffen und Grundlagen des 3D-Drucks natürlich nicht herum. Dafür kann man sich aus der Software heraus in ein eigenes WLAN einklinken, das der Drucker aufspannt, und darüber das Gerät fernsteuern oder mit Druckaufträgen beschicken. Der Clou: Das Gerät puffert Vorlagen, die man bereits einmal übers WLAN oder vom USB-Stick gedruckt hat, in einem lokalen Speicher, sodass der Druck auf Touch stets wiederholbar ist. Bei der Auswahl der passenden Datei hilft, dass auf dem Display am Gerät nicht nur die Namen von Druckdateien erscheinen, sondern auch kleine 3D-Voransichten – gerade wenn sich im Lauf der Zeit auf dem Gerät eine ganze Reihe von Vorlagen angesammelt hat, helfen die Bildchen der Erinnerung besser auf die Sprünge, um was es sich handelt, als ein gegebenenfalls kryptischer Dateiname.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Über die positiven Erfahrungen mit dem Drucker könnte man glatt vergessen, dass die Maschine nur die Hälfte des eigentlichen Testpakets ausmacht. Deshalb jetzt noch ein paar Worte zum Avistron-Filament. Die Materialpalette unter diesem Label umfasst neben ABS und PLA in den Standarddicken 1,75 mm und 2,85 mm auch Spezialitäten wie PETG und flexibles Material, metallhaltigen Kunststoff, wasserlösliches PVA und Filament mit Karbonfasern. Da der Flashforge Finder wegen seines unbeheizten Drucktisches vor allem für PLA geeignet ist, bekamen wir eine Rolle dieses Materials gestellt – hübsch orange.

Im Test ergaben sich dabei schöne Oberflächen, jedoch neigte das Avistron-Material im Vergleich zu PLA anderer Hersteller allerdings dazu, sich noch während des Drucks von der Kunststoffbeschichtung des Drucktisches zu lösen. Laut Hersteller liegt das daran, dass dem Material kaum Weichmacher zugesetzt werden. Der beiliegende Klebestift sorgt für zuverlässige Haftung des verdruckten PLAs auf dem Tisch; mit PLA anderer Hersteller konnten wir problemlos ohne Klebstoff direkt auf den Tisch drucken.

Die Avistron-Spulen passen allerdings nicht einfach so in die Materialkassette des Flashforge Finders – dazu ist ein kleiner Adapter notwendig. Für den bekommt man auf der Avistron-Webseite auch die 3D-Dateien, sodass man dessen Form auch für andere Spulen selbst anpassen kann – was wir für unsere Gegenprobe mit Material von 3dk.berlin auch taten.

Gerät Flashforge Finder
Hersteller / Vertrieb Flashforge / Avistron (Siewert & Kau)
Bauraum 14 cm × 14 cm × 14 cm
Drucktisch Kunststoff, unbeheizt
Software proprietär (Windows / MacOs)
Material 1,75 mm
Druck über ... USB-Stick, USB-Kabel, WLAN, vom lokalen Speicher im Drucker
Qualität sehr gut
Preis ca. 460 Euro

Gemessen an Funktionen wie WLAN, komfortabler Bedienung übers Touch-Display am Gerät und akustischer Justierhilfe für den Abstand zwischen Druckdüse und Tisch, verbunden mit sehr guter Druckqualität und angesichts des günstigen Preises ist der Flashforge Finder derzeit ein echter Geheimtipp. Wer in den 3D-Druck einsteigen und nicht mehr als 500 Euro ausgeben will, dem können wir derzeit diese Maschine nur wärmstens empfehlen. Auch das Avistron-Filament lieferte überzeugende Ergebnisse – allerdings sollte man unbedingt den beiligenden Klebestift benutzen, um sich die Frustration über frühzeitig vom Drucktisch gelöste Werkstücke zu ersparen.

  • Das Testgerät samt Material wurde uns von Siewert & Kau zur Verfügung gestellt.

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