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Huawei P10 und P10 Plus: Leica-Technik für den nächsten Like

Huawei konzentriert sich bei seinen neuen High-End-Smartphones P10 und P10 Plus auf die drei eingebauten Kameras, deren Linsen wieder von Leica sind. Die umfangreiche Kamera-App soll dem Nutzer mehr Social-Media-Likes bescheren.

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Huawei P10 und P10 Plus: Leica-Technik für den nächsten Like
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla
Inhaltsverzeichnis

Ein Großteil der Smartphone-Hardware scheint am Ende der sinnvollen Entwicklung: Mehr Prozessorleistung braucht man nicht, Displays müssen nicht noch schärfer werden. Deswegen konzentriert sich Huawei – wie die Konkurrenz von Apple, Samsung & Co. – nun auf die eingebauten Kameras. Auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona zeigt Huawei die beiden Spitzen-Smartphones P10 und P10 Plus. Beide Modelle haben gleich drei Kameras an Bord: eine auf der Vorderseite, zwei auf der Rückseite, wobei sich die Kameras bei beiden Modellen leicht unterscheiden. Auch bei Display-Größe, Speicherausstattung und weiteren Details gibt es Unterschiede.

Wie schon beim Vorgänger Huawei P9 zeichnet Leica für die eingebauten Kameralinsen verantwortlich. Während die Konzeption von Leica stammt, übernimmt die Herstellung ein Auftragsfertiger. Im P10 kommt die sogenannte Summarit-Linse mit einer Blende von f/2.2 zum Einsatz, im P10 Plus lichtstärkere Summilux-Linsen mit f/1.8. Technisch dürften die winzigen Smartphone-Linsen aber kaum etwas mit den namensgebenden großen Wechselobjektiven gemein haben.

Die Frontkamera ist bei beiden Modellen identisch, hat eine Blende von f/1.9 und eine Auflösung von 8 Megapixel. Sie erkennt automatisch, ob nur eine einzelne Person einen Selfie schießt oder ob eine Gruppe vor der Linse sitzt. In ersterem Fall beschneidet die Software das Bild aufs 3:2-Format, Gruppen bekommen Breitbildformat. Dem P10 Plus hat der Hersteller auch an der Front einen Autofokus spendiert.

Huawei P10 und P10 Plus (7 Bilder)

Das P10 in der Farbe Gold
(Bild: Huawei
)

Die Fotosensoren stammen weiterhin von Sony, so wie beim Großteil der Smartphone-Konkurrenz auch. Auf den Geräterückseiten sitzt ein Farbsensor mit 12 Megapixel und optischem Bildstabilisator und ein Schwarzweiß-Sensor mit 20 Megapixel, die jeweils ein eigenes Objektiv haben. Mithilfe des monochromen Sensors soll die Kamera schneller und zielgerichteter fokussieren können. Außerdem sollen die Kontraste auf den Bildern verbessert werden. Die fertigen Fotos habe eine maximale Auflösung von 12 Megapixel.

In der Vergangenheit haben schon andere Hersteller versucht, mit Schwarzweiß-Kameras die Fotoqualität zu verbessern. Die besten Smartphone-Kameras wie die des Samsung Galaxy S7, iPhone 7 Plus oder Microsoft Lumia 950 kommen allerdings ohne eine zweite S/W-Kamera aus. Bislang nutzten die Smartphones das Farbbild als Grundlage und legten dann das Kontrastbild darüber. Huawei verwendet hingegen das monochrome Foto als Basis und legt anschließend die Farbwerte darauf.

Das soll ermöglichen, bis zu 2-facher Vergrößerung linear und angeblich verlustfrei zu zoomen. Denn ohne Zoom wird ja nur ein Teil der 20 Megapixel der Schwarzweiß-Kamera genutzt. Allerdings muss das 12-Megapixel-Farbbild digital gezoomt werden. Ob dies tatsächlich keine Nachteile in der Bildschärfe nach sich zieht, wird sich erst im Labor zeigen. Das iPhone 7 Plus nutzt zwar eine ähnliche Technik, um ohne Qualitätsverlust zu zoomen, doch ist dort nur ein Sprung auf exakt doppelte Vergrößerung möglich – Zwischenstufen gehen mit geringerer Auflösung einher.

Die Kamera-App der P10 protzt mit vielen Bildverbesserungen und Filtern. Unter anderem bietet sie einen Make-Up-Modus, der bei Portraits kleine Schönheitsfehler aus dem Gesicht herausrechnet. In der Vergangenheit hat diese Funktion für Spot gesorgt, da die Bilder meist künstlich wirkten und auf asiatische Kunden getrimmt waren – also beispielsweise Hauttöne heller erschienen. Nun soll die Software automatisch die Herkunft des Portraitierten erkennen und die Filter entsprechend anpassen. Auch einen künstlichen Bokeh-Effekt können die Telefone in die Bilder rechnen. Den Fokuspunkt kann man nachträglich versetzen. Dazu erfassen die Kameras Gesichter dreidimensional an 190 Messpunkten und können auch nachträglich eingefügte Lichtquellen realistischer ins Bild rechnen.

Huawei P10 Handson (10 Bilder)

Android 7 war installiert, noch nicht 7.1. Aber immerhin der aktuelle Security-Patch vom Februar.

Primäres Ziel all dieser Funktionen und Hardware-Features sei es laut Huawei, dem Smartphone-Besitzer mehr Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken wie Facebook zu bescheren. Bessere Bilder, stechen in der Masse heraus und führten zu mehr Likes – Untersuchungen belegten das.

Die Hardware des P10 wirkt auf dem Papier hochwertig und dürfte den meisten Nutzern mehr als genügen. Doch kann sie im Vergleich nicht mit allen High-End-Konkurrenten mithalten: 5,1 Zoll misst das IPS-Display und zeigt Full-HD-Auflösung. Der Arbeitsspeicher ist 4 GByte groß und der eingebaute Flash-Speicher 64 GByte. Das P10 Plus kommt dem Anspruch an ein Spitzenmodell schon näher: 2560 × 1440 Pixel stellt das 5,5 Zoll große LCD dar. 6 GByte fasst der RAM, 128 GByte der Flash-Speicher. Ob eine Speicherkarte in den Smartphones Platz findet, ist noch unklar.

In beiden Geräten rechnet der Achtkern-Prozessor Kirin 960 aus Huaweis hauseigener Chipschmiede HiSilicon. Er setzt sich aus vier A73-Kernen mit maximal 2,4 GHz und vier sparsamen A53-Kernen zusammen. Laut Hersteller soll seine Leistung sogar die des Qualcomm-Topmodells Snapdragon 835 übertreffen. Wahrscheinlich trifft das aber nur auf die Multi-Core-Performance zu. Bei der GPU handelt es sich um die Mali G71, die momentan zu den schnellsten Smartphone-Grafikchips gehört.

Um die Performance weiter zu steigern und beispielsweise Apps schneller starten zu können, werden sich die Telefone merken, wann der Nutzer welche Programme und Funktionen nutzt und diese bereits vorzeitig in den RAM laden. Die gesammelten Daten bleiben laut Hersteller auf dem Gerät und werden nicht verschickt.

Außer LTE Cat. 12 mit theoretisch bis zu 600 MBit/s beherrschen die Geräte auch alle anderen modernen Funktechniken: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac mit MIMO – das P10 Plus nutzt dazu 4×4 Antennen, das P10 2×2 –, Bluetooth 4.2, NFC und Infrarot zur Steuerung von Fernseher und & Co.

Der Fingerabdrucksensor sitzt nicht mehr wie bei einigen Vorgängermodellen auf der Rückseite, sondern unterm Display. Laut Hersteller ist er dort bei kleineren Geräten leichter zu erreichen.

Die Kameras stehen nicht hervor und sind – genauso wie die Gehäusefront – von kratz- und bruchresistentem Gorilla Glas 5 geschützt. Das P10 Plus ist nach Schutzart IPX3 gegen Sprühwasser geschützt und die Platinen beider Modelle hat Huawei mit einer speziellen Beschichtung immerhin gegen ein gewisses Maß an Feuchtigkeit geschützt.

Zum Aufladen besitzen die Telefone Typ-C-Buchsen, die mit Huaweis proprietärer Ladetechnik SuperCharge funktionieren und somit mit bis zu 22,5 Watt beziehungsweise 4,5 Volt und 5 Ampere laden. Die Geräte sollen sich dabei kaum erhitzen, allerdings sind dafür das Original-Netzteil und Kabel nötig. Daten übertragen die USB-Anschlüsse nur mit USB-2.0-Geschwindigkeit. Der Akku des P10 ist 3200 mAh groß, der des P10 Plus 3750 mAh. Damit soll man die Gerät je nach Nutzungsverhalten etwa eineinhalb Tage nutzen können.

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Als Betriebssystem läuft das aktuelle Android 7.0, dem Huawei die hauseigene Bedienoberfläche Emotion UI 5.1 (EMUI) überstülpt. Das App-Menü fällt somit herstellertypisch weg. Wer möchte, kann die Android-Tasten am unteren Bildschirmrand ausblenden und stattdessen den Fingerabdrucksensor für alle Funktionen nutzen: Mit einem kurzen Druck springt man zurück, mit einem langen auf den Startbildschirm, eine Wischbewegung ruft die App-Übersicht auf.

Wann Huaweis neues Spitzen-Duo auf den Markt kommt – und zu welchem Preis – ist noch nicht bekannt. Was bereits klar ist, ist welche Versionen der Geräte es nach Deutschland schaffen: Hierzulande wird es nur Single-SIM-Modelle geben. Beide Modelle kommen in den Farben Blau, Schwarz, Silber und Gold, das P10 Plus außerdem in Grün.

Huawei P10
Modell Huawei P10 Huawei P10 Plus
Betriebssystem Android 7 (Nougat), EMUI 5.1
Prozessor / Kerne HiSilicon Kirin 960 OctaCore
4×Cortex A73 (2,4 GHz), 4×Cortex A53
Grafik Mali G71
Arbeitsspeicher 4 GByte 6 GByte
Flash-Speicher 64 GByte 128 GByte
Wechselspeicher / max.
Display 5,2“ IPS Full HD (1920×1080) 5,5“ IPS QHD (2560×1440)
Auflösung (ppi) 424 ppi 534 ppi
Displayschutz Gorilla Glass 5
SIM 1× NanoSIM 1× NanoSIM
LTE / UMTS LTE Cat 12 max. 600 Mbit/s
WLAN 802.11 a/b/g/n/ac mit MIMO
Bluetooth 4.2
Navigation
USB-Anschluss Typ C / SuperCharge
Sonstiges NFC, Infrarot
Akkukapazität 3200 mAh 3750 mAh
Hauptkamera 12 MP f2,2 / 20 MP (s/w) 12 MP f1,8 / 20 MP (s/w)
Frontkamera 8 MP f/1,9
Abmessungen (H × B × T)
Gewicht
Farbvarianten Schwarz, Silber, Gold, Blau Schwarz, Silber, Gold, Blau, Grün
Preis (UVP)

(hcz)