5 Jahre Raspberry Pi: Wie ein Platinchen die Welt eroberte

Es wird wohl kaum Computerinteressierte geben, die ihn nicht kennen. Der Minicomputer Raspberry Pi feiert seinen 5. Geburtstag.

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5 Jahre Raspberry Pi: Wie ein Platinchen die Welt eroberte

(Bild: Raspberry Pi Foundation)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andrijan Möcker
Inhaltsverzeichnis

Vor fünf Jahren, genauer gesagt am 29. Februar 2012, kam der erste Raspberry Pi auf den Markt. Damals als Modell A und Modell B mit einem 700-MHz-Single-Core-Prozessor und 256 MByte bzw. 512 MByte RAM. Mit dieser Hardware schlug der Raspberry Pi nicht nur in die Welt der Programmierer und Bastler ein, wie kaum eine andere Entwicklung.

Im Jahr 2006 bemerkte das Team der Informatikforscher an der Universität in Cambridge, Eben Upton, Rob Mullins, Jack Lang und Alan Mycroft, dass die Bewerberzahlen für das Informatikstudium deutlich zurückgingen. Das Team stellte Nachforschungen an und stellte fest, dass günstige und einfach zu programmierender Hardware fehlte, die Jugendlichen einen leichten Einstieg ermöglicht. Die Idee für einen preiswerten Mini-Rechner war geboren. Der Computer sollte für Schulen und Jugendliche erschwinglich sein und mit freier Software laufen.

Ein Prototyp des Raspberry Pi.

Erste Prototypen entstanden noch im selben Jahr, erwiesen sich jedoch als nicht praktikabel. Die Platinen waren leistungsschwach und teuer. Der Mangel an leistungsfähigen Mobilprozessoren zu annehmbaren Preisen verhinderte, dass die Forscher ihre Idee umsetzen konnten. Dennoch gaben die Akademiker nicht auf. Zwei Jahre später gründeten sie zusammen mit Pete Lomas, Leitender Entwickler bei Norcott Technologies und David Braben, CEO bei Frontier Developments und Co-Programmierer des Spiels Elite die Raspberry Pi Foundation.

Mit Beginn des Smartphone-Booms sanken die Preise für mobile Hardware rasant und der Raspberry Pi rückte in greifbare Nähe. Im Jahr 2011 zeigte die Stiftung endlich erste Ergebnisse ihrer Entwicklung. Auf Alpha-Versionen der Platine lief Debian mit LXDE, Quake 3 und Full HD-Video über HDMI. Das Betriebssystem kam auch damals schon von einer SD-Karte.

Raspberry Pi Projekte (9 Bilder)

Ein interaktiver LED-Tisch für lustige Spiele, gesteuert vom Raspberry Pi.

Der Raspberry Pi erlangte immer mehr Aufmerksamkeit, auch weil die Entwickler öfter nach Hilfe in Open-Source-Communities fragten. Die ersten zehn fertigen Raspberry Pis konnten im Januar 2012 auf eBay ersteigert werden und brachten insgesamt 16.000 Britische Pfund. Einer der ersteigerten Raspberry Pis wurde sogar dem Computermuseum "The Centre for Computing History" in Cambridge gespendet.

Am 29. Februar 2012 startete der Raspberry Pi in den Webshops von Premier Farnell und RS Components. Kurz nach der Freischaltung waren die Shops jedoch kaum noch zugänglich. Die Webserver der beiden Firmen waren dem Ansturm nicht gewachsen. Die ersten Raspberry Pis bei Farnell waren nach wenigen Minuten ausverkauft, bei RS gingen alleine am ersten Tag 100.000 Vorbestellungen ein.

Das erste Model B des Raspberry Pis

(Bild: Raspberry Pi Foundation)

Das Datum markiert den Beginn einer neuen Ära der Bastelcomputer. Denn durch den Raspberry Pi ging plötzlich soviel mehr, als es mit vorher üblichen ATMEL-Prozessoren möglich war. Es dauerte nicht lange, bis erste Projekte im Internet auftauchen. Bastler fingen an, Dinge über das Internet zu schalten, eigene Wetterstationen, LED-Konstruktionen oder multifunktionale Uhren zu bauen. Die Netzwerkschnittstelle machte den Raspberry Pi zudem für Nutzer interessant, die einfach nur einen günstigen Heimserver mit geringer Leistungsaufnahme suchten. Das Platinchen konnte problemlos FTP-, SMB- und HTTP-Server antreiben, per USB sprach es mit externen Festplatten.

Seitdem hat sich viel getan und mittlerweile existieren zwölf unterschiedliche Modelle. Darunter die bekannten Model Bs, die abgespeckten Zeros und die Compute Module für Industrieanwendungen. Durch weiter gesunkene Preise besitzt Version 3 mittlerweile einen Quad-Core-Prozessor und einen GByte RAM. WLAN und Bluetooth sind jetzt auch dabei. Der Preis ist weitestgehend gleich geblieben.

Der Raspberry Pi hat seinen Weg in Selbstbau-Projekte wie 3D-Drucker, Laptops, Digitalkameras, ferngesteuerte Autos und Flugzeuge, Spiegel und Wetterballons gefunden. Manchmal liegt er einfach in einer Plastikkiste hinter dem Fernseher und dient als Media-Player. Das Internet ist inzwischen voll mit Anleitungen und Software für allerhand Projekte mit der kleinen Platine.

Der aktuelle Raspberry Pi 3.

Der Raspberry Pi hat Millionen von Menschen begeistert. Ende November 2016 meldete die Foundation, dass insgesamt 11 Millionen Raspberry Pis verkauft worden seien. Der Pi ist in vielen Bereichen angekommen und sicher Grundbaustein für viele IoT-Ideen gewesen. Der Hype um die Platine ist zwar weniger geworden und die Konkurrenz-Boards werden ständig mehr, doch an Aufmerksamkeit mangelt es ihr nicht. Noch immer tauchen ständig neue Projekte im Internet auf. Ob Anfänger, Gelegenheitsprogrammierer oder Profi; für jeden ist etwas dabei. Vielleicht ist es das, was den Raspberry Pi so besonders macht. Wir wünschen alles Gute zum Geburtstag!

(amo)