Auf iPad verlassen: Boot stößt mit Fähre zusammen

Weil der Skipper eines historischen Motorbarkasse in Großbritannien das WLAN-Signal seines Apple-Tablets verlor, kam es im Nebel zu einem schweren Unfall.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Auf iPad verlassen: Boot stößt mit Fähre zusammen

Die beiden "Kontrahenten".

(Bild: Screenshot MAIB-Bericht)

Lesezeit: 2 Min.

Wie die britische Seehaveriekommission MAIB in einem offiziellen Unfallbericht mitteilt, kam es im vergangenen Mai auf dem River Humber im Osten Englands zu einem Schiffsunglück, bei dem ein iPad eine wichtige Rolle spielte. Der Kapitän der historischen Motorbarkasse "Peggotty", David Carlin, kollidierte im Nebel mit der RoRo-Frachtfähre "Petunia Seaways", die auf dem Weg nach Dänemark war. Laut MAIB hatte sich Carlin zur Navigation ganz auf ein Apple-Tablet verlassen – beziehungsweise dessen WLAN-Anbindung.

Carlin war mit dem Vertreter eines möglichen Käufers der "Peggotty" unterwegs – der Besitzer des iPads – und verließ mit dem Boot eine Schleusenanlage. Laut MAIB hätten sich beide Personen darauf verlassen, dass eine iPad-AIS-Navigationsanwendung die genaue Positon auch in dichtem Nebel anzeigt – dabei aber nicht beachtet, dass diese eine Internet-Anbindung verlangte.

Nachdem das Boot ein verlässliches WLAN-Signal verloren hatte, wurde die Position nicht mehr übermittelt – und Carlin hatte keine Backup-Navigationsmethode. Auch Bojen seien nicht sichtbar gewesen, was zum Verlust des Situationsbewusstseins führte.

Ergebnis: Die "Peggotty" fuhr mitten in eine Schifffahrtsstraße hinein, auf der die "Petunia Seaways" fuhr, die 200 mal 30 Meter groß ist. Der Kapitän der dänischen Fähre, die unterwegs nach Schweden war, soll vom Zusammenstoß mit der kleinen "Peggotty" nichts mitbekommen haben. Die historische Motorbarkasse sank nach kurzer Zeit, die Besatzung konnte sich aber in eine Rettungsinsel evakuieren.

"Die iPad-App gab den Männern ein falsches Vertrauen in ihre Fähigkeit, im dichten Nebel zu navigieren", so die MAIB. Ergebnis der Havarie: Carlin wurde von seinem Job zwangsbeurlaubt und auch dem Schiffsführer der "Pentunia Seaways" wurde temporär seine Zertifizierung für den River Humber entzogen. (bsc)