Blockchain für die Schiffslogistik

Der weltweite Transport von Gütern ist nicht nur logistisch eine Herausforderung, sondern wegen der vielen beteiligten Stellen auch bürokratisch. Mit Blockchain-Technologie könnte sich das bald ändern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jamie Condliffe
Inhaltsverzeichnis

Millionen von riesigen Metallcontainern durch die Welt zu befördern, ist harte Arbeit – aber die damit einhergehende Schreibarbeit kann fast noch aufwendiger sein. Aus diesem Grund hat Maersk,
das größte Schiffslogistikunternehmen der Welt, damit experimentiert, die Digitaltechnologie hinter der berüchtigten Kryptowährung Bitcoin zu nutzen, um sich diese Arbeit zu erleichtern.

Bitcoin basiert auf einer so genannten Blockchain: einem digitalen Kassenbuch, in dem jeder neue Eintrag mittels kryptografischer Verfahren in Verbindung mit dem vorigen aufgezeichnet wird, so dass es später fast unmöglich zu verändern ist. Das Kassenbuch wird nicht zentral gespeichert, und mehrere Parteien können einen Konsens darüber bilden, dass die Angaben darin korrekt sind, was bedeutet, dass jeder ein Interesse daran hat. Das macht es perfekt für die Aufzeichnung von Finanztransaktionen, aber auch für viele andere Anwendungen.

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Wie das Logistikunternehmen Maersk jetzt mitteilte, hat es zusammen mit IBM Lieferungen während des Seetransports mit Hilfe der Blockchain nachverfolgt – nicht nur die Container, sondern tatsächlich deren Inhalt. Laut Maersk kann es bei einem einzigen Container auf dem Weg von Ostafrika nach Europa vorkommen, dass nicht weniger als 30 Menschen an den Büroarbeiten dafür beteiligt sind, die sich auf 200 oder mehr Einzelvorgänge verteilen.

Mit IBM hat Maersk deshalb ein Blockchain-Werkzeug entwickelt, mit dem jeder Beteiligte an einer Lieferkette den Fortschritt einer Lieferung sehen kann, darunter auch, wo sich ein Container befindet und wie der Status der Dokumente dazu ist. Die Hoffnung dabei: Logistiker müssen weniger Schreibarbeit leisten, und Zollbehörden und Kunden wissen jederzeit, wo die Ware ist. Bislang wurden Blumenlieferungen aus Kenia, Mandarinen aus Kalifornien und Ananas aus Kolumbien mit Hilfe des Werkzeugs bis zu ihrem Eintreffen am Hafen Rotterdam verfolgt.

Maersk ist nicht das einzige Unternehmen, das mit Hilfe von Blockchain-Technologie Güter im Auge behält. Wie die New York Times in einem langen Artikel über die Blockchain-Offensive bei IBM berichtet, arbeitet Big Blue mit insgesamt 400 Kunden daran, die Technologie für unterschiedliche Zwecke einzusetzen. Einer davon ist der Einzelhandelsriese Wal-Mart, der im vergangenen Jahr bekanntgegeben hatte, mittels Blockchain die Herkunft von Gemüse aufzuzeichnen, um Gesundheits- und Sicherheitsstandards zu verbessern.

Eindeutig versucht IBM, sich bei der Blockchain als wichtigen Akteur zu positionieren, aber andere sind dem Unternehmen auf den Fersen. Auch Microsoft arbeitet bereits mit der Technologie, und weil sie für jeden offen steht, gibt es auch eine Reihe von Start-ups, die damit verschiedenste Projekte verfolgen – von der Entwicklung von Kryptowährungen zur Unternehmensfinanzierung bis zu einem privateren Internet. Eines aber ist klar: Die Blockchain hat mehr zu bieten als nur Bitcoin.

(sma)