Post aus Japan: Der flüsternde Toyota-Bus

In Tokio nehmen diesen Monat zwei Brennstoffzellenbusse den Liniendienst auf. Sie sind der Vorbote einer größeren Flotte. Denn Japan und seine Autohersteller wollen die Olympiade 2020 als Schaufenster für modernste Technik nutzen.

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Von
  • Martin Kölling

In der japanischen Hauptstadt fahre ich selten Bus. Aber wenn, geht es beim Anfahren manchmal recht leise zu. Denn viele Busse in Japan Hauptstadt haben einen Hybridantrieb und nutzen beim Anfahren teilweise oder ganz den Elektromotor. Erst einen kurzen Moment später rumpelt der Diesel an. Doch diese Woche stellte die Stadt Tokio ihre ersten zwei Busse vor, die auch nach den ersten Metern weiter surren: Brennstoffzellenbusse von Japans Autobauer Toyota.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

In Hamburg gibt es diese Busse schon länger, die Strom aus Wasser- und Sauerstoff gewinnen. Dennoch ist der Start dieser Technik auf Tokios Straßen in Japan eine große Sache – wie die Gästelisten der "Jungfernfahrt" zeigte. Tokios Gouverneurin Yuriko Koike fuhr ein paar Kilometer vom Bushof des städtischen Verkehrsbetriebs zu einer großen Wasserstofftankstelle mit und lobte danach die leise und saubere Fahrt. Toyota wiederum schickte Kommunikationschef Shigeru Hayakawa, der im April Vizevorsitzender des Konzernvorstands wird. Denn es geht um mehr als nur Busse, es geht um eine Industriestrategie von Firmen und Land.

Seit Jahren versucht die Regierung, Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu etablieren. Und der Plan des Wirtschaftsministeriums sieht nicht nur vor, Brennstoffzellen als kleine Kraftwerke für Eigenheime durchzusetzen, sondern auch für Fahrzeuge. Bis 2020 sollen bereits 40.000 Brennstoffzellenautos auf Japans Straßen fahren, bis 2025 200.000. Und die Autobauer helfen dabei mit.

Toyota hat daher bereits 2015 sein Brennstoffzellenauto Mirai auf den Markt gebracht. Honda legt dieses Jahr seinen Clarity nach, der vor allem in Japan und den USA angepriesen wird. Toyotas Bus dehnt das Angebot nun nach oben aus. Für den Automobilhersteller ist dies als Eigenwerbung sogar so wichtig, dass er erstmals einen ausgewachsenen Nahverkehrsbus unter eigenem Namen anbietet. Normalerweise kümmert sich die Marke Hino um die größeren Nutzfahrzeuge der Gruppe.

Von Hino stammt dann auch der Bus. Die Antriebstechnik ist aber ganz klar Toyotas. Zwei Mirai-Systeme liefern den Strom für die Elektromotoren, sagt Kenji Gondo, der Chefingenieur dieses Projekts. Die Leistung sei vergleichbar mit normalen Bussen, nicht jedoch die Haltbarkeit des Systems. Die Lebenserwartung der Brennstoffzelle gibt der Toyota-Manager mit sechs Jahren an. Ein Dieselbus kommt gerne auf 20 Jahre. Aber in den kommenden Generationen will Toyota die Ausdauer drastisch verlängern.

Damit wird schon klar, dass diese Brennstoffzellenbusse eine langfristige Investition in die Zukunft sind. Und die öffentliche Hand fungiert dabei als Starthelfer für die neue Technik. Bis zur Olympiade 2020 will Toyota 100 dieser Busse in Tokio auf die Straße bringen. Dies zeigt, dass Japan reales Geld auf Wasserstoff setzt. Denn neben guter Luft soll die Brennstoffzellen-Busflotte auch ein gutes Image für Toyota und den Technikstandort Japan liefern.

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