Die Autismus-Lüge

"Postfaktisch" wurde zum Wort des Jahres 2016 gewählt. Doch hat es Lüge und Propaganda nicht schon immer gegeben?

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Sicherlich. Trotzdem erreicht die platte Faktenverleugnung mittlerweile ganz neue Dimensionen. Ein Beispiel dafür ist Umweltanwalt Robert F. Kennedy junior. Er vertritt die längst widerlegte Verschwörungstheorie, dass Impfungen Autismus verursachen können.

2005 hatte er einen entsprechenden Artikel auf Salon.com und im "Rolling Stone" veröffentlicht. Beide Magazine mussten ein halbes Dutzend Berichtigungen nachschieben, Salon nahm das Stück später ganz aus dem Netz.

Unbeirrt blieb Kennedy, Sohn des 1968 ermordeten demokratischen Präsidentschaftskandidaten, bei seinen Behauptungen und verglich die Impfpraxis gar mit dem Holocaust. Trotzdem oder gerade deswegen will Donald Trump ihn nun angeblich an die Spitze einer neuen Kommission für die Sicherheit von Impfstoffen setzen.

Die angebliche Verbindung zwischen Autismus und Impfungen geht auf eine 1998 veröffentlichte Studie des britischen Mediziners Andrew Wakefield zurück. Sein Paper enthielt so schwere Fehler, dass es zurückgezogen wurde und Wakefield seine Zulassung verlor.

Seither ist kaum eine medizinische Frage gründlicher untersucht worden. Nie konnte ein Zusammenhang gefunden werden. Trotzdem breitet sich die Idee immer weiter aus. Mit Trump dringt sie nun auch in die höchsten Staatsämter vor. (bsc)