Die Ampel steht auf Rot

Kommt die Lebensmittelampel doch? Wenn es nach den Lebensmittelkonzernen geht, würde sie sich nicht auf vergleichbare Mengen wie 100 Gramm oder 100 Milliliter beziehen. Sondern nur Portionen auszeichnen.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Ein Wunder ist es nicht, dass sechs große internationale Lebensmittelkonzerne ihre Produkte nun doch mit einer farbig gekennzeichneten Ampel versehen wollen. Nachdem sie sich jahrelang gegen die Einführung eines solchen Etiketts gewehrt hatten, plädieren die Unternehmen Unilever, Mars, Nestlé, Coca-Cola, PepsiCo und Mondalez nun selbst für einen solchen Aufdruck auf ihre Lebensmittel. Dabei würde ein überdurchschnittlich großes Maß an Zucker zum Beispiel rot unterlegt. Bei positiverer Beurteilung würden die Farben Gelb oder gar Grün verwendet.

Der Knackpunkt bei diesem großzügigen Angebot ist nicht, dass Verbraucherschützer genau eine solche sinnfällige Lebensmittelampel schon seit Langem wünschen und gefordert haben, wie etwa die Zeitschrift stern auf ihrer Webseite vermeldet. Interessant ist, dass dieser Vorstoß gerade zu diesem Zeitpunkt kommt. Denn seit dem 13. Dezember 2016 sind die Lebensmittelkonzerne gesetzlich gezwungen, mittels einer Nährwerttabelle Auskunft über den Energiegehalt sowie enthaltene Nährstoffe des Lebensmittels zu geben. Zur besseren Vergleichbarkeit allerdings – und das ist der springende Punkt – müssen die Nährstoffgehalte immer bezogen auf 100 Gramm oder 100 Milliliter angegeben werden.

Aber das ist nicht attraktiv für die Firmen. Auch solch nackte Zahlen können wohl aufklärend und gar abschreckend wirken. Deshalb wollen sich einige große Unternehmen der Branche nun doch auf die Ampel einlassen. Sie wollen als Bezugsgröße allerdings Portionen angeben. Und da ist es ganz klar: Je weniger umfangreich die Portion gewählt wird – wie groß ist schon eine Portion? – desto seltener zeigt die Ampel rot.

Entsprechend kritisiert wird der Vorstoß der Konzerne von Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Es gebe kein einheitliches Verständnis darüber, was "eine Portion" sei, bemängelt Müller, denn Menschen äßen nicht immer gleich große Portionen: "Die von den Herstellern vorgeschlagene Systematik ist daher nicht geeignet, Verbraucher nachvollziehbar über den Nährstoffgehalt eines Lebensmittels zu informieren", resümiert der Verbraucherschützer und gipfelt in der Feststellung, "im Gegenteil: Der Vergleich des Nährstoffgehalts verschiedener Lebensmittel wird sogar erschwert und kann in die Irre führen." Spätestens jetzt also sehen auch die Verbraucherschützer rot. (inwu)