Vor 20 Jahren: Twentieth Anniversary Macintosh erschienen

Das 7500 US-Dollar teure Sondermodell sollte den Geburtstag Apples gebührend feiern. Es war ein frühes Jony-Ive-Design und nahm einige interessante Funktionen vorweg.

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Vor 20 Jahren: Twentieth Anniversary Macintosh erschienen

Der TAM mit Subwoofer war auch eine Multimediamaschine.

(Bild: 512 Pixels / Apple)

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Ein schicker 12,1-Zoll-LCD-Flachbildfarbmonitor mit einer Auflösung von 800 × 600 Bildpunkten, 32 MByte Hauptspeicher, eine PowerPC-603e-CPU von Motorola (alias G2), eine ATI-3D-Rage II mit 2 MByte VRAM, ein 4fach-CD-ROM-Laufwerk, eine externe Tastatur mit entnehmbarem (!) Touchpad, eine TV- und Radiokarte (Multimedia!) plus ein dicker Subwoofer: Im März 1997 war der Twentieth Anniversary Macintosh, kurz TAM, durchaus ein Traumgerät. Wäre da nicht der unfassbare Preis von 7500 US-Dollar gewesen – und die Tatsache, dass es sich im Grunde nur um eine All-in-one-Version des Power Mac 6500 handelte.

Apples heutiger Designboss mit TAM im Hintergrund.

(Bild: Screenshot YouTube / Apple)

Egal: Apple scheute zum 20. Jubiläum der Apple-Gründung keine Kosten und Mühen. Sogar ein Video mit dem heutigen Designchef Jony Ive (damals "Senior Director" in der "Apple Industrial Design Group") wurde produziert und verbreitet – nicht ganz so perfekt wie man Apple-Filmchen heute kennt, aber durchaus interessant zu sehen. Ive konnte die Liebe und Sorgfalt betonen, mit der das Nobelgerät gebaut wurde.

Ein wirklich großer Erfolg war der TAM allerdings nicht, wie die Kollegen von 512 Pixels schon vor vier Jahren zusammenfassten. Nach damaligem Erkenntnisstand baute Apple ziemlich genau 12.000 TAMs, von denen 11.601 auch in den Handel gelangten. Der Rest diente als Ersatzteillager. Verfügbar war der TAM in den USA, aber auch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien sowie Japan. 1998 wurde er – nach einer signifikanten Preissenkung – eingestellt.

Jerry Seinfeld hatte selbstverständlich auch einen TAM.

(Bild: Screenshot "Seinfeld"-DVD / Twitter)

Apple-Mitbegründer Steve Wozniak soll einen TAM geschenkt bekommen haben, ansonsten fraß er sich langsam aber sicher in die damalige Alltagskultur – trotz des Riesenpreises. So konnte sich Jerry Seinfeld in "Seinfeld" einen Geburtstags-Macintosh augenscheinlich leisten, wie man in der TV-Serie sehen konnte. Er nahm den Platz früherer Macs ein, die stets auf Jerrys Schreibtisch in seinem Apartment standen.

Ausgeliefert wurden die TAMs von einem extra von Apple angeheuerten Service: Menschen im Smoking brachten die Geräte anfangs nach Hause, halfen bei der Erstinstallation. Die Handballenauflage der Tastatur war (natürlich) aus noblem Leder. Ein Stiftset und in Leder eingebundene CD-ROMs lagen bei. Der Bildschirm galt für damalige Verhältnisse als unfasslich dünn.

Wer heute einen TAM erwerben will, kann das sogar relativ problemlos tun: Auf eBay tauchen immer mal wieder Maschinen auf. So gibt es momentan ein System in "gutem Zustand" zu erwerben – zum Antiquitätenpreis von 2200 US-Dollar.

(bsc)