Die richtige Stellenausschreibung auf der Suche nach Entwicklern

Unternehmen sind zunehmend gefragt, sich aktiv um Entwickler zu kümmern, statt darauf zu warten, dass diese auf sie zukommen. Um sich von ebenfalls suchenden Konkurrenten abzugrenzen, kann die Stellenausschreibung den Unterschied zu den eigenen Gunsten ausmachen.

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Die richtige Stellenausschreibung auf der Suche nach Entwicklern
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Schwarzgruber
Inhaltsverzeichnis

Die Nachfrage nach Entwicklern ist groß: Laut einer Hochrechnung des IT-Verbands Bitkom waren im vergangen November 51.000 Stellen in der IT-Branche unbesetzt und 70 Prozent der Unternehmen, die für die der Hochrechnung zugrunde liegende Studie befragt wurden, beklagen einen Fachkräftemangel. Daraus lässt sich die Forderung ableiten, dass es an der Zeit für Unternehmen ist zu erkennen, dass sie sich bei den Entwicklern bewerben müssen – und nicht umgekehrt.

Neben der aktiven Ansprache von Kandidaten muss vor allem die Stellenausschreibung mehr sein als eine Anforderungsliste. Sie muss die Balance zwischen Stellenbeschreibung, Qualifikationen, Unternehmenspräsentation und klaren Vorteilen gegenüber den Konkurrenzunternehmen meistern. Denn 98 Prozent der Entwickler weltweit haben eine feste Stelle und können sich somit aussuchen, wo sie arbeiten. Das ergab die "Global Developer Survey" der Q&A-Website Stack Overflow.

Grundsätzlich gilt erst einmal: Was macht die gesuchte Position besonders interessant? Die Frage sollte immer mitschwingen und durch Fakten, eine Beschreibung des Unternehmens und eine Vorstellung des infrage kommenden Teams veranschaulicht werden. Leser sollten schnell erfassen können, worum es geht. Laut einer Studie des Online-Job-Sucheportals The Ladders verbringen Jobsuchende nur 49,7 Sekunden lang mit dem Lesen einer Jobanzeige. Davor steht erst einmal der Anzeigentitel, der den Leser überzeugen und zum Anklicken animieren muss. Das bedeutet konkret, dass bereits im Titel die wichtigsten Informationen vorhanden sein sollten, wie das folgende Beispiel veranschaulicht:

"Junior iOS Mobile Software-Entwickler für Finance App"

Hier wird als Erstes das Erfahrungslevel ("Junior") angezeigt, gefolgt von der wichtigsten Technologie ("iOS"), der Position ("Software-Entwickler") und am Ende das besondere Unterscheidungsmerkmal ("für Finance App"). So sehen Bewerber sofort, ob sie diese Anforderungen erfüllen.

Beim Fließtext ist es besonders wichtig, sich – neben den erforderlichen Informationen und einem leserfreundlichen Text – mit einer starken Arbeitgebermarke zu positionieren und zum Schluss die Vorzüge noch einmal ins rechte Licht zu rücken.

Am besten gelingt das, wenn Unternehmen übersichtlich und kurz die Anforderungen auflisten: Welche Techniken sollten Bewerber unbedingt beherrschen? Welche sind ein Plus? Die Unterscheidung beim Skill-Set von notwendigen und wünschenswerten Fähigkeiten ist wichtig und kann in Stichpunkten erfolgen. Diese Anforderungsliste sollte aber kurz gehalten werden, da die Branche ohnehin mit Erwartungshaltungen zu kämpfen hat, die meist nicht erfüllbar sind. Wie in dem folgenden Negativbeispiel zu sehen, ist die Aufgaben- und Anforderungsliste viel länger als das, was das Unternehmen zu bieten hat. Dazu kommen leere Worthülsen und Sätze, die man in nahezu jedem Inserat liest.

Ungleiches Verhältnis von Aufgaben- beziehungsweise Anforderungsliste und den Leistungen des Unternehmens (Abb. 1)

Weiterhin sollte das Gehalt nach Möglichkeit angegeben werden. Nach der Recherche von Stack Overflow erhöht ein angegebenes Gehalt bei Online-Inseraten die Klickrate um 75 Prozent.

Der zweite Part in der Anzeige ist die eigene Vorstellung als Arbeitgeber und – ganz wichtig – des zukünftigen Teams. Arbeitende Menschen verbringen den Großteil des Werktags im Unternehmen mit Kollegen, folglich ist beides ein wichtiges Indiz, ob sich der Wechsel lohnt. Dieser Blick über den Job hinaus gibt dem Bewerber Aufschluss darüber, in welchem Umfeld er zukünftig arbeiten wird. Schön dargestellt wird das im folgenden Positivbeispiel:

Der Bewerber sieht übersichtlich, wie die Zusammenarbeit aussieht und welche anderen Vorteile er neben dem Gehalt bekommt (Abb. 2)

Wenn möglich kann man Links in den Text einbauen, der auf Artikel oder Videos vom Team verlinkt. Vorträge, Blogbeiträge und Kontakte auf Karrierenetzwerken sind immer ein großer Pluspunkt. Sie veranschaulichen, womit sich die IT-Spezialisten befassen und wie sie ticken. Interessant sind aber auch Open-Source-Projekte, wo Leser vom Team geschriebenen Code lesen können. Wer weiß, vielleicht fällt ihm schon der ein oder andere Verbesserungsvorschlag ein. Für diese Einblicke und Kontaktmöglichkeiten sollte man sich allerdings die Erlaubnis des Teams einholen.