Die "Madonna mit den grünen Augen" wird 45

1984 besuchte der US-amerikanische Fotograf Steve McCurry ein Flüchtlingslager in Pakistan, in dem er ein Porträt von einem zwölfjährigen afghanischen Mädchen namens Sharbat Gula aufnahm. Das Bild sollte bald weltweiten Ruhm erlangen.

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Die „Madonna mit den grünen Augen“ wird 45

Das Foto auf einem National-Geographic-Werbeaufsteller

(Bild: Youtube)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Th. Fischer
  • Markus Montz

Im Jahr 1984 gelang dem US-amerikanischen Fotografen Steve McCurry eines der weltweit bekanntesten Porträt-Fotos: McCurry fotografierte in einem Zelt in einem pakistanischen Flüchtlingscamp ein unbekanntes junges Mädchen. Damals war der Kampf der Mudschaheddin gegen die Regierung in Kabul und ihre sowjetischen Unterstützer in vollem Gange und viele Menschen flohen in das Nachbarland Pakistan.

Gerade einmal fünf Minuten nahm sich McCurry Zeit für eines seiner bald wichtigsten Werke. In jenen Tagen konnte er nicht ahnen, welche Bedeutung die Fotografie für ihn und die Welt gewinnen sollte. Der Blick des Mädchens mit den markanten grünen Augen verkörperte später "das ganze Elend dieses durch Krieg und Vertreibung verängstigten Volkes".

Erstmals veröffentlicht wurde die Aufnahme auf dem Cover von National Geographic im Juni 1985. Seitdem wurde das Bild tausendfach wiedergegeben und auf der ganzen Welt bekannt. Es gilt nach Ansicht der FAZ als eines der "meistreproduzierten Gesichter der Fotografie". Selbst auf Vasen und Tätowierungen sei es ein gefragtes Motiv. Es habe viele Menschen animiert, sich "für das Flüchtlingselend der Afghanen zu interessieren und sogar an Ort und Stelle mitzuhelfen".

Das junge Mädchen in der Aufnahme wurde als "Madonna mit den grünen Augen" sowie als "Ikone der Reportage-Fotografie" bezeichnet und immer wieder mit der Mona Lisa von Leonardo da Vinci verglichen. 17 Jahre sollten McCurry und National Geographic in die Suche nach ihr investieren, bevor sie sie 2002 endlich wiederfanden.

Der Zeitschrift American Photo sagte McCurry in diesem Zusammenhang, dass sein Telefon nach dem Fund so häufig "wie ein Geiger-Zähler" gepiept habe. Menschen von überall auf der Welt hätten ihn erreichen und nach Sharbat Gula, so der Name des Mädchens, fragen wollen. Mitarbeiter von National Geographic hatten die mittlerweile verheiratete Frau und mehrfache Mutter in der Nähe von Kabul aufspüren können, wohin sie nach mehreren Jahren in dem Flüchtlingscamp zurückgekehrt war.

McCurry reiste auch selbst wieder nach Afghanistan und fotografierte Sharbat Gula ein weiteres Mal. Mithilfe biometrischer Methoden soll damals zugleich der Beweis geführt worden sein, dass es sich bei ihr wirklich um das Mädchen aus dem Camp handelt. Die Vorsicht war nicht unbegründet. Mehrere Frauen hatten versucht, sich als die Fotografierte auszugeben. Die Suche wurde in einer Video-Dokumentation beschrieben, die in zwei Teilen auf Youtube zu finden ist: Teil 1 und Teil 2 ( beide englisch).

Bis heute ist das Geburtsdatum Sharbat Gulas nicht genau bekannt. Vermutlich wurde sie aber am 20. März 1972 geboren. Das wäre heute vor 45 Jahren gewesen. Wie dem auch sei – ihr beeindruckendes Porträt, von dem sie selbst lange Zeit gar nichts wusste, ist in die Geschichte der Fotografie eingegangen. (mon)