Korg Gadget 3.0: Erster Blick auf die Musik-Software für iOS

Mit dem neuen Update lassen sich Audio-Tracks per Sampler einbinden. Weitere Instrumente peppen die App zu einem einfach bedienbaren und exzellent klingenden Arrangier-Werkzeug auf.

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Korg Gadget 3.0: Erster Blick auf die Musik-Software für iOS
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Inhaltsverzeichnis

Musikmachen ist auf einem iPad noch immer etwas mühsam. Zwar gibt es für jeden Einsatzzweck unzählige Apps, durch die unterschiedlichen Schnittstellen wie IAA, AUv3 und Audiobus ist jedoch ein Wust entstanden, den Entwickler und Musiker kaum überblicken.

Der japanische Hersteller Korg setzt deshalb auf eine hauseigene Integration. Die App Korg Gadget bringt mit ihrem Sequenzer und MIDI-Editor einen Satz von 15 eigenen Instrumenten mit, die speziell auf de Bedienung mit dem Touch-Screen optimiert wurden. Instrumente anderer Hersteller lassen sich leider nicht einbinden.

Was noch in der ersten Fassung wie ein allzu beschränkter Konkurrent von Apples Garageband anmutete, hat sich mittlerweile zu einem der am einfachsten bedienbaren und am besten klingenden Arrangier-Programme auf dem iPad gemausert.

Gadget reduziert seine übersichtliche Oberfläche absichtlich für die Touchscreenbedienung. Für komplexe Mixing-Operationen stehen viele Exportfunktionen für andere DAWs zur Verfügung.

(Bild: heise)

In der just erschienenen Version 3.0 sind vier Sample-Werkzeuge zu den Gadgets hinzugekommen. Damit lassen sich nun nicht nur Melodien einspielen, sondern auch Audiospuren aufnehmen und beliebige Samples abfeuern. Mitgeliefert werden dazu die Instrumente "Zurich", das Aufnahmen und importierbare Samples mit rund einem Dutzend interner Effekte verfremden kann, sowie das speziell auf Gitarren ausgelegte Effektgerät "Rosario", das Verzerrer und eine Amp-Simulation mitbringt. Für jeweils 5 Euro kann man per In-App-Kauf noch den Drum-Sampler "Bilbao" und den Loop-Player "Abi Dhabi" hinzukaufen. So lassen sich beispielsweise über iTunes, Dropbox oder die Apps "AudioCopy" und "AudioShare" Loops und Samples austauschen und in Korg Gadget einbinden.

Die Sampler erlauben nicht nur, Songs mit Gesang zu verzieren, sondern auch Loops, die man von einzelnen Spuren aus Gadget exportiert, wieder einzubinden und mit Filtern, Reverse-Effekten und Verzerrern zu bearbeiten. So kann man die Beschränkungen des Mixers umgehen, der weder Aux-Wege bereithält noch externe Effekte einbinden kann. Da die Sampler jedoch keinerlei Stretching-Funktionen mitbringen, muss man die Loops und Samples im korrekten Tempo passend zurechtgeschnitten exportieren (dazu den 5-Sekunden-Nachlauf beim Export deaktivieren).

Der Sequenzer ist bewußt einfach gehalten. Man kann Noten entweder auf den Bildschirmtastaturen der Gadgets einspielen (die sich auf verschiedene Skalen konfigurieren lassen) oder aber mit einem externen MIDI-Keyboard. Noten lassen sich auch direkt im Sequenzer-Editor Schritt für Schritt eingeben. Zudem lässt sich dort jeder einzelne Parameter der Gadgets automatisieren und somit fernsteuern. Die Phrasen laufen automatisch in Loops ab, deren Taktlängen sich beliebig erweitern lassen. Im Arrangier-Fenster lassen sie sich dann zu kompletten Songs verknüpfen. Eine abschaltbare Quantisierung gleicht eventuelle Timing-Probleme aus.

15 Klangerzeuger bringt Korg Gadget bereits mit. Jeder erfüllt eine spezielle Aufgabe. Mit dabei sind Drum-Module, Acid-Bässe, semimodulare Synthies und polyfone Pads, wie sie typisch sind für Electro-Dance-Produktionen. Ihr Klang ist durch die Bank sehr gut. Darüber hinaus bietet Korg Gadget-Implementierungen seiner übrigen Instrument-Apps an. Wer beispielsweise den Arp Odyssey, die iWavestation oder die aufwendig gesampleten Klaviere aus Korg Modules besitzt, kann sie über passend verkleinerte Oberflächen als Gadget einbinden.

Andere Korg-Instrumente wie Arp Odyssey oder die iWavestation werden nahtlos in Gadget eingebunden. Auch sie gibt es bis Ende April zum halben Preis.

(Bild: heise.)

In der Version 3.0 überzeugt Gadget mit seiner klar strukturierten, einfach zu lernenden Bedienoberfläche. Schnell hat man ein paar Beats, eine Bass-Line und ein paar Akkorde programmiert und mit einer Melodie unterlegt. Der Sound ist dank der gewachsenen Auswahl gut klingender Gadets absolut profitauglich – besonders, wenn man noch den Arp Odyssey, die iWavestation, oder Korg Modules integriert. Der einfach aufgebaute Mixer erledigt dabei rudimentäre Aufgaben: Per EQ und Compressor kann man das Klangbild abstimmen, Bassläufe und Flächen per Sidechain zum Pumpen bringen und mit einfachen Delay und Hall räumlich staffeln.

Wer die Songs professionell mischen will, kann alle Audio-Spuren und MIDI-Dateien einzeln exportieren. Diese lassen sich von jeder Desktop-DAW importieren. Für Ableton Live lassen sich sogar automatisch passende Projektdateien anlegen. Wer unter iOS mixen will, für den empfiehlt sich die Anschaffung von Cubasis oder Auria. Letzteres beherrscht in der Pro-Version sogar Time-Stretching, lässt sich aufgrund der kleinen Bedienelemente aber nur mit einem Stift auf einem iPad Pro vernünftig bedienen.

Neben der iOS-Version von Gadget bietet Korg auch eine macOS-Version an. Zwar ist deren Sequenzer ähnlich beschränkt wie die iOS-Version, jedoch liefert sie sämtliche Gadgets als Plug-ins für den Einsatz in anderen Desktop-DAWs mit, sodass man ein auf dem iPad angefangenes Arrangement dort nahtlos weiterführen kann. Der Preis der Mac-Version hat es mit 300 Euro (200 Euro zur Einführung) allerdings in sich.

Zur Einführung von Gadget 3 bietet Korg die App (wie auch viele seiner anderen Instrumente) zum halben Preis an. Für 20 statt 40 Euro ist die Software ein Schnäppchen. Im Vergleich zu Garageband oder dem Konkurrenten Caustic punktet sie mit ihrer übersichtlicheren Bedienung und den hervorragend klingenden Instrumenten. Der Mixer genügt für einen Rohmix, für professionelle Mischungen erlauben die Exportfunktionen eine einfache Weitergabe an DAWs oder an andere Apps über Audiobus.

Zwar ist es schade, dass man in Gadget keine externen Apps per IAA oder Audio Unit Extensions einbinden kann. Durch die Beschränkung auf die internen Instrumente und Effekte erreicht Gadget jedoch einen Workflow und eine Stabilität, die "zusammengewürfelte" Konfigurationen mit verschiedenen Musik-Apps unter iOS leider noch immer vermissen lassen. Musiker erhalten hier für das iPad eine Software, für die sie auf einem Desktop-Rechner ein vielfaches bezahlen müssten.

(hag)