US-Luftfahrtbehörde erwartet Drohnen-Lawine

Die Zahl der Flugdrohnen wird sich in den USA vervielfachen. Die Luftfahrtbehörde rechnet mit einer Verdrei- bis Vervierfachung bei Hobby-Drohnen und einer Verzehnfachung bei kommerziellen Geräten bis 2021.

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Quadkopter von unten

Ein Quadkopter im Flug

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Die Menge der Flugdrohnen wird stark steigen. Darüber herrscht Einigkeit, über den genauen Verlauf des Wachstums aber nicht. Die FAA, die Bundesluftfahrtbehörde der USA, hat nun eine Schätzung für ihr Land veröffentlicht. Sowohl bei privaten als auch bei kommerziell eingesetzten Drohnen erwartet die FAA eine Vervielfachung, die Trends verlaufen aber prägnant unterschiedlich.

Auch auf der CeBIT waren Drohnen ein Thema

(Bild: dpa, Ole Spata)

Die Schätzung geht davon aus, dass es Ende vergangenen Jahres 1,1 Millionen Hobby-Flugdrohnen und 42.000 kommerzielle Flugdrohnen in den USA gegeben hat. Beide Zahlen sollen sich dieses Jahr etwa verdoppeln, doch danach soll das Wachstum im privaten Bereich einbrechen, während der Zuwachs im kommerziellen Bereich in absoluten Zahlen weiter zunehmen wird. Auch die Zahl der Personen mit Flugdrohnenschein, Remote Pilots genannt, wird sich vervielfachen.

Die Zahl der genutzten Hobby-Drohnen (250 g bis 25 kg) soll laut der Schätzung von 1,1 Millionen im Vorjahr um über eine Million auf 2,15 Millionen Ende 2017 springen. Doch schon nächstes Jahr kommen nur noch 650.000 hinzu, dann 400.000, dann 200.000 und schließlich nur noch 150.000, womit Ende 2021 3,55 Millionen privat genutzte Flugdrohnen in den USA unterwegs wären. Zusätzlich zu dieser als besonders wahrscheinlich empfundenen Variante hat die FAA noch eine geringe Schätzung (Anstieg auf 2,75 Millionen bis 2021) und eine hohe Schätzung (4,47 Millionen) angestellt.

Dem nördlichen Nachbarn Kanada steht ebenfalls ein deutlicher Zuwachs von Hobby-Drohnen ins Haus. Bislang waren die Einsatzbeschränkungen in dem zweitgrößten Land der Welt so stringent, dass der Betrieb ohne Einzelgenehmigung praktisch nicht möglich war. Doch vergangene Woche hat das kanadische Verkehrsministerium die Regeln stark vereinfacht und sich dabei an den US-Vorschriften orientiert.

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Noch beeindruckender ist das Wachstum im Business-Segment. Per 27. April 2016 hatte die FAA gerade einmal 5.000 kommerzielle Flugdrohnen genehmigt. Damals war dafür noch ein aufwändiges Verfahren zu durchlaufen. Dabei musste unter anderem der US-Verkehrsminister jeden Antrag persönlich bearbeiten. Entsprechend lang waren die Wartezeiten.

Im August 2016 öffnete die FAA dann die Schleusen. Seither dürfen auch kommerzielle Drohnen bis 25 Kilogramm im unkontrollierten Luftraum (Klasse G) bei Tageslicht bis zu einer Höhe von umgerechnet 122 Metern über Boden geflogen werden. Die kommerzielle Flugdrohne darf maximal 161 Stundenkilometer schnell fliegen und hat immer Nachrang gegenüber bemannten Luftfahrzeugen. In Folge der neuen Regeln erreichte die Zahl der kommerziellen Drohnen in den USA bis Ende 2016 42.000.

Dieses Jahr soll sich diese Menge auf 108.000 mehr als verdoppeln, bis 2021 auf 422.000 verzehnfachen. Die untere Bandbreite der Schätzung kommt auf 238.000, was immer noch mehr als das Fünffache von 2016 ist, die obere Bandbreite gar auf 1,616 Millionen kommerzielle Flugdrohnen. Das wäre mehr als das 38fache.

Wozu diese Fluggeräte in fünf Jahren genau genutzt werden, ist noch offen. Derzeit sind Luftaufnahmen gefolgt vom Einsatz bei Bau und Inspektionen, im Immobiliengewerbe sowie in der Landwirtschaft die wichtigsten Einsatzgebiete. In über 95 Prozent der Fälle kommen dabei die gleichen Modelle zum Einsatz, die auch bei Verbrauchern beliebt sind. Der Anteil der Profi-Versionen wird nur langsam zunehmen, glaubt die FAA.

Rund um Flughäfen ist Drohnenpiloten vieles verboten

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte)

Wer sich nicht an die allgemeinen Regeln halten möchte, kann um eine Ausnahme ansuchen. Begehrt sind in den USA insbesondere Nachtfluggenehmigungen sowie Flüge in nicht frei zugänglichem Luftraum. Außerdem wollen Firmen über Menschen fliegen oder ihre Drohnen auch jenseits der Sichtweite nutzen dürfen. In geringerem Umfang wird um Erlaubnis der Steuerung aus sich bewegenden Fahrzeugen heraus sowie des Betriebs in größerer Flughöhe gebeten.

Vergangenen August wurden auch die Anforderungen an Drohnenpiloten deutlich gesenkt. Statt eines Flugzeugpilotenscheins reicht nun ein Remote Pilot Airman Certificate. Dieses erhält man durch Ablegen eines Wissenstests. Bislang haben mehr als 90 Prozent der Prüflinge diesen Wissenstest bestanden, so dass die FAA 2016 über 20.000 Remote Pilots zertifizieren konnte. Ihre Zahl soll laut Schätzung bis 2021 auf 211.000 bis 422.000 ansteigen.

Die genannten Zahlen sind übrigens kein Widerspruch zu den vor einem Jahr von der gleichen Behörde veröffentlichten Vorschau. Damals konzentrierte sich die FAA auf erwartete Verkaufszahlen, diesmal geht es um die tatsächlich genutzten Geräte. Denn auch Flugdrohnen halten nicht ewig oder verlieren für manche Nutzer ihren Reiz.

(ds)