CIA-Chef sieht in Wikileaks einen "feindlichen Geheimdienst"

Der neue CIA-Direktor Mike Pompeo hat in einer öffentlichen Rede Julian Assange und Edward Snowden als unheilvolle, morallose Selbstdarsteller abgestempelt. Ihre Währung sei "Clickbait", ihr Ziel die Zerstörung westlicher Werte.

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Wikileaks

(Bild: dpa, Oliver Berg / Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach zehn Wochen im Amt hat CIA-Chef Mike Pompeo kein gutes Haar an der Enthüllungsplattform Wikileaks, deren Gründer Julian Assange und dem NSA-Whistleblower Edward Snowden gelassen. "Es ist an der Zeit, Wikileaks als das zu outen, was es tatsächlich ist: ein nicht-staatlicher feindlicher Geheimdienst, der oft von staatlichen Akteuren wie Russland angefüttert wird", konstatierte der 53-Jährige bei seiner weitgehend vom Blatt abgelesenen Rede bei der Denkfabrik "Center for Strategic and International Studies" (CSIS) am Donnerstag in Washington. So habe etwa der russische Militärgeheimdienst GRU das Portal benutzt, um Daten über US-Opfer einer Cyber-Operation gegen die Dachorganisation der Demokraten publik zu machen.

Der frühere Abgeordnete der Republikaner warf Wikileaks auch vor, aktiv mit "Russlands hauptsächlichem Propagandasender" Russia Today kollaboriert und Anhänger ermuntert zu haben, sich bei der CIA zu bewerben und so Geheimnisse abzuziehen. Inmitten der von ihm ausgemachten, immer stärker tobenden "Informationskriege" zeichnete er selbst ein klassisches Schwarz-Weiß-Bild der US-Sicherheitsbehörden und ihrer potenziellen Feinde: "Während wir unser Bestes geben und ruhig Informationen sammeln", versuchten "Individuen wie Julian Assange und Edward Snowden" diese Erkenntnisse zu missbrauchen, "um sich einen Namen zu machen". Diese scherten sich nicht darum, dass sie dabei Leben gefährdeten oder der nationalen Sicherheit schadeten.

"Clickbait ist ihre Währung": Mike Pompeo (Aufnahme von 2013)

(Bild: Mark Taylor auf Flickr (CC BY 2.0) )

Assange und seinesgleichen zögen an einem Strang mit Diktatoren, wetterte der Chef des Auslandsgeheimdienstes. Sie versuchten, sich selbst und ihre Taten unter dem Deckmantel "der Freiheit und der Privatsphäre" zu präsentierten, während sie nur an ihrer eigenen Berühmtheit interessiert seien. Ihre Währung sei "Clickbait", ihre Moral nicht vorhanden, ihre Mission bestehe in der persönlichen "Selbstvergrößerung durch die Zerstörung westlicher Werte".

Assange beschimpfte der Republikaner als "Narziss". Snowden unterstellte er, kein echter Whistleblower zu sein, da solche Hinweisgeber diskret vorgingen und etablierte Wege nutzten, um intern Alarm zu schlagen. Der NSA-Enthüller habe es sich dagegen im Getriebe der russischen Geheimdienste bequem gemacht. Auf sein Konto gehe, dass über 1000 "ausländische Ziele" bemüht seien, ihre Kommunikationsweise umzustellen.

US-Präsident Donald Trump stellte Pompeo als CIA-Direktor auf. Der Chef des Weißen Hauses bezeichnete sich im Wahlkampf als Fan von Wikileaks, nachdem auf der Plattform Materialien aus den Hackerattacken gegen seine Rivalin Hillary Clinton aufgetaucht waren. Inzwischen hat sich auch Trumps Verhältnis zu dem Portal deutlich abgekühlt. Pompeo selbst hatte im Juli 2016 auf Twitter auf die gehackten Mails verwiesen und diese als Beweis dafür gesehen, dass Clintons Kandidatur von Ex-Präsident Barack Obama längst abgesegnet worden sei.

Wikileaks veröffentlichte mit "Vault 7" jüngst ein umfangreiches Arsenal an Cyberwaffen der CIA und will die Enthüllungen nun als Antwort auf die Herausforderung des Geheimdienstes verstanden wissen, "autokratische Regimes" bloßzustellen.

Edward Snowden reagierte bisher auf die Vorwürfe lediglich indirekt: Er leitete einen Tweet der Huffington-Post-Reporterin Jessica Schulberg an seine drei Millionen Follower weiter. Sie zeigte auf, dass Mike Pompeo als Kongressabgeordneter vor weniger als einem Jahr noch selbst Wikileaks-Dokumente für politische Zwecke verwendete. (imj)