Weitere Landessprachen fĂĽrs DNS
Obwohl die Umsetzung nicht-englischer Sprachen innerhalb des Domain Name System nicht geklärt ist, registriert NSI nun unter anderem auch arabische Domains.
Wer eine ganz bestimmte arabische Domain unter .com auf jeden Fall haben muss, sollte sich heute darum kĂĽmmern. Ab heute Abend nimmt VeriSign/NSI, der Adressprovider fĂĽr .com-, .net und .org-Domains, Vorregistrierungen fĂĽr Domains in Arabisch und rund zwei Dutzend weiteren Sprachen beziehungsweise Schriften entgegen. Die dritte Runde in der Testphase fĂĽr die Registrierung nicht-englischsprachiger Domains war mehrfach verschoben worden. Ziel von VeriSign ist es, in Zukunft Domains in allen in Unicode verfĂĽgbaren Schriftsystemen zu registrieren.
Der Run auf die ASCII-kompatiblen und mit der Vorsilbe bq-- gekennzeichneten Adressen hat seit dem Start im November deutlich nachgelassen. Damals wurden innerhalb des ersten Monats nach VeriSigns Angaben rund 700.000 asiatische Adressen registriert, nach knapp einem halben Jahr spricht VeriSign nun von 850.000. Die europäischen Sprachen, die seit Februar registriert werden können, sind demnach wohl deutlich weniger gefragt.
Gerade mal ein paar Hundert europäisch-sprachige Adressen hat die am Test beteiligte Domainregistrar Key-Systems registrieren können. Mit einer Registrierung der arabischen Domains wird es bei der Firma wohl nichts werden, weil man nicht über das passende Eingabesystem für die arabischen Domains verfüge, so ein Vertreter des Unternehmens. Das ebenfalls am Test beteiligte US-Unternehmen Register.com warnt auf seiner Webseite potenzielle Kunden vor der Verwendung eines falschen Zeichensatzes bei der Arabisch-Eingabe – ISO-8859-6 muss es sein, sonst erhält man bei der Kodierung nicht den korrekten ASCII-String. Unter den 35 am Test beteiligten Registrierunternehmen ist im Moment keines aus einem arabischen Land.
Nach wie vor ist unklar, ob und wann die als ASCII-Adressen – genauer gesagt als Row-based Ascii Compatible Encoding (RACE) – registrierten Domains tatsächlich zu den landessprachlichen Webseiten führen. Der Versand von E-Mail über diese Adressen ist nicht möglich. Eine Arbeitsgruppe der Internet Engineering Task Force (IETF) soll sich bis zum Sommer auf eine der vielen vorgeschlagenen Lösungen einigen. DNS-Experte und IAB-Chef John Klensin warnte inzwischen davor, einfach auf eine schnelle Lösung auf der Ebene der Applikationen beim User zu setzen. Klensin plädiert vielmehr für eine grundsätzliche Nachrüstung von DNS-Servern und Routern. Zu allem Überfluss haben inzwischen rund ein halbes Dutzend Unternehmen Patente für ihre Lösungen angemeldet, unter anderem VeriSigns Partner i-dns und Walid.
Um den Kunden wenigstens einen Hoffnungsschimmer zu geben, will VeriSign in den kommenden Wochen erstmals die Auflösung der Domains unter der Second-Level-Domain .mltb.com (für multilingual testbed) ermöglichen.
VeriSign-Vertreter wie Roger Cochetti versprechen zudem, man werde sich für die Kunden auch um die Migration der jetzt registrierten Adressen zum letztlich ausgehandelten Standard kümmern. Ob dies technisch möglich ist, kann aber noch niemand mit Bestimmtheit sagen. Trotzdem sind auch hierzulande bereits Interessenten auf die Idee gekommen, RACE-kodierte "bq--"-Adressen unter .de anzubieten. Mit Konvertierungstools lassen sich die Strings aus den entsprechenden Schriftsystemen übersetzen. Wer weiß, so die Devise, ob VeriSign sich am Ende nicht doch durchsetzt. (Monika Ermert) / (jk)