"Liebesbriefe" legen SMS-System in Thailand lahm
Ein Virus, der nun auch auf SMS ĂĽbergesprungen ist? Nein! Die wahre und reine Liebe hat am Valentinstag ein Mobilfunknetz in Thailand in die Knie gezwungen.
Die Techniker des thailändischen Mobilfunkanbieters Advanced Info Systems (AIS ) waren machtlos: "Das Senden der SMS-Nachrichten begann schon am frühen Morgen und stieg dann gegen Nachmittag dramatisch an", erklärte Wichian Mektrakarn, stellvertretender technischer Leiter bei AIS. Am Abend ging dann gar nichts mehr: Die angestauten SMS-Nachrichten ließen auch den Sprach-Verkehr bei Thailands größtem Mobilfunkanbieter kollabieren. Der Grund für den sprunghaft gestiegenen Bedarf nach den kleinen Nachrichtenhäppchen war ein allzu menschliches Bedürfnis: Von Amors Pfeilen getrieben fühlten sich tausende Thais genötigt, ihren Angebeteten zum Valentinstag Liebesbotschaften zu senden.
So stürzte zu Spitzenzeiten eine Flut von 100.000 Kurznachrichten pro Stunde auf das System der AIS ein. Die Techniker versuchten zunächst, der Lage durch das freigeben zusätzlicher Netzwerkkapazität Herr zu werden. Doch das System, ursprünglich auf einen Umsatz von bis zu 72.000 Nachrichten pro Stunde ausgelegt, konnte die Liebesflut nicht bewältigen. "Nie zuvor gab es eine solche Menge von SMS-Botschaften", meinte Wichian weiter, "Es waren zweimal mehr Botschaften als zum vergangenen Jahreswechsel." Über die große Attraktivität der SMS-Botschaften für die Liebenden hat der Techniker seine eigene Theorie: "Es ist einfacher, die Liebesbezeugungen in ein Handy zu hacken, als diese direkt zu äußern." Einen Hauptgrund für die SMS-Massen sieht Wichian in der Schüchternheit der thailändischen Jugend.
Doch nicht nur in Thailand zeigen sich Mobilfunkbetreiber überrascht von der hohen Akzeptanz des SMS-Dienstes. Wer hätte schon gedacht, dass sich Konsumenten auf den filigranen Zehnertastaturen ihrer Handys bereitwillig die Finger verbiegen, um sich ihrem Kommunikationspartner über die kleinen Textschnipsel zu offenbaren. SMS ist "hip". Auch hierzulande kam es zum letzten Weihnachtsfest zu Staus in den SMS-Systemen. Zu Silvester brach dann das System der Swisscom unter dem Mitteilungsdrang der Eidgenossen zusammen. Es soll sogar schon die ersten Formen von SMS-Sucht geben. Zumindest das Problem der Netzüberlastung durch 160-Zeichen-Nachrichten dürfte durch UMTS bald der Vergangenheit angehören – auch wenn sich die Mobilfunkanbieter davon natürlich mehr versprechen als nur ein paar zusätzliche SMS-Nachrichten. (sha)