Vor 20 Jahren: WinAMP ebnet MP3 den Weg

Vor 20 Jahren war "Multimedia" eine komplizierte Angelegenheit. Doch dann kam die Erlösung und sie hieß WinAMP.

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Vor 20 Jahren: WinAMP ebnet MP3 den Weg
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 20 Jahren veröffentlichte der Teenager Justin Frankel in der Wüste von Arizona seine Software WinAMP, ein einfach gestricktes Programm zum Abspielen von damals neuen MP3-Dateien. Als Musik am Rechner hören so etwas wie ein Kapodaster im Arsch war, eröffnete WinAMP den Blick auf die Zukunft der Musik und war für viele Nutzer so etwas Großes wie die erste Liebe. Zeitweilig zählte WinAMP über 30 Millionen Nutzer, bis die Software an AOL verkauft und heruntergewirtschaftet wurde. Heute singt Frankel dazu No Party Affiliation.

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WinAMP war das Lama unter den damals auftauchenden Multimedia-Programmen, denn es schleppte seine Nutzer klaglos zum Musikhören der kostbar gesicherten MP3-Dateien, wo andere Programme wie Microsofts Player oder der von Real Networks kräftig die noch spärlichen Speicher-Ressourcen konsumierten. Zuerst als Shareware mit dem Slogan "really whips the llama's ass" vertrieben, brachte es WinAMP schnell auf eine Gefolgschaft von mehreren Millionen Nutzern, was Tomislav Uzelac, Programmierer des ersten freien MP3-Players AMP zunächst ehr erfreute, doch bald verärgerte.

WinAMP (9 Bilder)

Bis zum Jahr 1999 war das umbenannte Winamp der Platzhirsch unter den Musik-Playern. Frankel und sein kleines Team der Firma "Nullsoft" (= kleiner als Microsoft) wurden vom damaligen Online-Riesen AOL zusammen mit einem weiteren "Start-Up" für 400 Millionen Dollar übernommen, von denen Justin Frankel rund 60 Millionen, sein Vater (als Anwalt) noch 20 Millionen erhielt. Damit landete Winamp in einem großen Konzern unter einem Tarp.

AOL wusste mit dem Kleinod nichts anzufangen und Justin Frankel programmierte obendrein geniale Querschläger wie Gnutella. Bis heute gilt in der offiziellen Computergeschichte das Diktum, dass Steve Jobs und sein iPod Winamp den Garaus machte. Darüber können wir müde lächeln oder eben Justin Frankel hören:

So schließt diese kleine Erinnerung mit ain't got no records to play:

Nachdem AOL Winamp und Southcast an Radionomy verkauft hatte, wurde es jedenfalls still um den Player, der aber immer noch zum Download bereitsteht. Versprochen wird aber "There's more coming soon" - das aber nun auch schon einige Zeit, ohne dass sich wirklich etwas tut. (anw)