SPD-Arbeitskreis wirft Telekom "Doppelzüngigkeit" vor

Die von der Bundesregierung protegierte Telekom biete im Ausland günstigere Flatrate-Tarife an als in Deutschland, kritisiert der Virtuelle Ortsverein der SPD.

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Der Virtuelle Ortsverein der SPD (VOV), ein bundesweit organisierter Internet-Arbeitskreis, wirft der Telekom "Doppelzüngigkeit" vor, weil sie im Ausland über Tochterfirmen weiterhin Internet-Zugänge zum Pauschaltarif anbietet, während ihr deutsches Tochter-Unternehmen T-Online das Flatrate-Angebot in Deutschland gestrichen hat. Gleichzeitig greift der Arbeitskreis auch die SPD-geführte Bundesregierung an, die laut VOV-Sprecher Arne Brandt "wie auch schon die Kohl-Regierung die Telekom protegiert".

Neben der ungarischen T-Tochter Matav bietet auch die spanische Ya.com eine so genannte Teilzeit-Flatrate an. Die spanischen Kunden können werktags zwischen 18 und 8 Uhr sowie am Wochenende ganztags zum Pauschaltarif von 3900 Peseten (rund 45 Mark) surfen. In der restlichen Zeit zahlen sie 4 Peseten (rund 4,7 Pfennig) pro Surfminute. Vergleichbare Angebote gibt es auch in Deutschland, jedoch nicht vom rosa Riesen, sondern bundesweit etwa von Talkline oder regional begrenzt von NEFkom und EWEtel.

Ya.com nutzt in Spanien eine so genannte Großhandelsflatrate des ehemals staatlichen Telefonunternehmens Telefonica. Während diese für Provider also offensichtlich attraktiv ist, stößt das entsprechende Angebot der Deutschen Telekom hier zu Lande auf wenig Gegenliebe, weil es den Providern große Investitionen aufbürdet. Deshalb gibt es derzeit in Deutschland kein bundesweites echtes Flatrate-Angebot für unter hundert Mark. Das hält der VOV für einen Skandal.

Die Telekom gefährde damit "die Zukunft des Informationsstandortes Deutschland", kritisiert VOV-Sprecher Arne Brand. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Brinkmann ergänzt: "Angesichts der immensen Bedeutung, die das Internet für die Kommunikation in unserer Gesellschaft hat, ist die Schaffung einer bezahlbaren Flatrate ein Muss. Hier ist die Politik in der Pflicht, eine Zugangsmöglichkeit für jedermann zu schaffen, um die Grundversorgung mit diesem Medium sicherzustellen, ähnlich wie beim Fernsehen." Um auch wirklich jedem Interessierten den Zugang zum Internet zu ermöglichen, will Brinkmann noch einen Schritt weitergehen: "Für sozial Bedürftige könnte ich mir einen Berechtigungsschein für einige Freistunden im Monat vorstellen", so Brinkmann. Damit hätten die dann die Möglichkeit, etwa in Online-Stellenbörsen nach neuen Jobs zu suchen.

Weder die Telekom noch die Bundesregierung haben sich bislang zu den Vorwürfen geäußert. (axv)