Informatik & Co: Mädchen fühlen sich in MINT-Fächern nicht genug gefördert

Zwar fangen in Deutschland immer mehr Frauen ein Studium der Informatik an, aber ihr Anteil bleibt gering. Das könnte auch an mangelnder Förderung liegen, denn in naturwissenschaftlichen Fächern fühlen sich Mädchen hierzulande nicht ausreichend ermutigt.

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Studenten im Hörsaal

(Bild: dpa, Jan Woitas/Archiv)

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Von
  • dpa

Mädchen fühlen in naturwissenschaftlichen Fächern in Deutschland nicht genug gefördert. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweiten Studie. Jedes dritte Mädchen (33,1 Prozent) beklagt demnach, dass naturwissenschaftliche Themen und Informatik fast ausschließlich anhand von Beispielen aus der "Jungs-Perspektive" erklärt würden. Dabei sei bei Mädchen im Alter ab elf Jahren das Interesse stark ausgeprägt, es falle ab 16 Jahren jedoch rapide ab. KRC Research hat für die Ergebnisse im Auftrag von Microsoft Mädchen und junge Frauen zwischen elf und 30 Jahren in zwölf europäischen Ländern befragt.

Den Ergebnissen zufolge wünschen sich Mädchen in Deutschland mehr Ermutigung vor allem von Lehrern und weiblichen Vorbildern aus den MINT-Berufen: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gelten nach wie vor als männliche Domäne. 53 Prozent der Mädchen in Deutschland gaben demnach auch an, dass sie sich zuerst einen Mann vorstellen, wenn sie an Wissenschaftler, Ingenieure oder Programmierer denken. In Europa wird der deutsche Wert nur in Tschechien und der Slowakei mit 59,4 und 56,5 Prozent noch übertroffen.

In keinem anderen der untersuchten Länder werden die MINT-Fächer als derart stark auf Jungen ausgerichtet wahrgenommen, wie in Deutschland.

(Bild: Microsoft)

Laut der Studie könnte vor allem der männlich geprägte Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern hierzulande das Interesse bei Mädchen schwächen. 54,0 Prozent der Befragten in Deutschland geben demnach an, ausschließlich von Männern in MINT-Fächern unterrichtet zu werden. Der Wert werde nur in den Niederlanden und in Irland übertroffen. Und wenn 33,1 Prozent der Mädchen hierzulande den männlichen Zuschnitt des Unterrichts beklagten, sei das der "unrühmliche Spitzenwert im europäischen Vergleich".

"Es ist an der Zeit, mit geschlechterspezifischen Vorurteilen in der Branche aufzuräumen und Transparenz zu schaffen, damit mehr junge Frauen diesen Karriereweg einschlagen", sagte Sabine Bendiek, Chefin von Microsoft Deutschland. Die vorhandene Neugier müsse genutzt werden. "Denn nur mit ihrer Hilfe bleibt die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig."

Passend zu diesem Ergebnis teilte der Bitkom nun mit, dass die Zahl der Studienanfängerinnen in Informationsstudiengängen innerhalb von vier Jahren um 36 Prozent gestiegen sei. Trotzdem seien Frauen in den 1700 IT-nahen Studiengängen weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Im Jahr 2015 haben sich demnach 8519 Frauen für ein Informatikstudium entschieden, 2011 seien es noch 6274 gewesen. Der Frauenanteil betrug demnach 2015 rund 23 Prozent, ein Jahr zuvor waren es noch 22 Prozent.

Dabei hätten Frauen auf dem IT-Arbeitsmarkt besonders gute Chancen. "Weibliche Mitarbeiter werden in vielen Unternehmen als Bereicherung gesehen", sagte Bitkom-Bildungsexpertin Juliane Petrich. "Durch den wachsenden Fachkräftemangel steht der Weg zu vielen attraktiven Jobs offen." Positive Erfahrungen habe man laut Bitkom mit speziellen Frauenstudiengängen gemacht, die einige Hochschulen in Berlin, Bremen, Furtwangen, Wilhelmshaven, Stralsund und Jena anbieten. Hier gebe es eine überdurchschnittliche Erfolgsquote bei gleichbleibendem Qualitäts-Niveau. (mho)