Ausstellung von Regina Schmeken zeigt die Tatorte des NSU

Es sind Orte der Gewalt, die auch ohne deren explizite Darstellung unheimlich wirken: Eine neue Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt die Tatorte des NSU, fotografiert von Regina Schmeken.

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Ausstellung über NSU-Tatorte

01_Nuernberg, Enver Şimşek (38), 09.09.2000 Nürnberg

(Bild: © Regina Schmeken, 2015)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marten Siegmann

Die Mitglieder des NSU töten zehn Menschen zwischen 2000 und 2007 – in Dortmund, Hamburg, Heilbronn, Kassel, Köln, München, Nürnberg, Rostock. Regina Schmeken begann im Frühjahr 2013 damit, die Tatorte zu fotografieren. Ihr Ausstellungsprojekt "Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU" ist ab dem 29. Juli bis zum 29. Oktober im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen.

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Theodoros Boulgarides (41)
15.06.2005 München Trappentreustraße

(Bild: © Regina Schmeken, 2013)

"Das Beklemmendste an diesen Fotografien ist, dass auf ihnen weder die Mörder noch die Mordopfer zu sehen sind", schreibt Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger. "An Schmekens Aufnahmen wirkt gerade das Unauffällige, Banale und Gewöhnliche unheimlich." In ihrer Arbeit geht es Schmeken um die Wahrnehmung der Wirklichkeit, ihren verschiedenen Bedeutungsebenen und deren Verdichtung. Zwischen 2013 und 2016 besuchte die Künstlerin die Tatorte mehrmals. Es entstand ein Zyklus großformatiger Schwarzweiß-Fotografien.

Feridun Zaimoglu nennt die Geschichte des NSU im Katalog zur Ausstellung „die Geschichte der großen Beschädigung“. Die Journalistin Annette Ramelsberger schreibt: "Die Reise an die Tatorte war eine Reise in ein Land von Schmerz und Tränen, von Gleichgültigkeit und klammheimlicher Freude über das, was geschehen ist. Als der NSU nach zehn Morden, zwei Sprengstoffattentaten und 15 Raubüberfällen aufflog, waren sich alle gewiss: So eine Terrorserie könne sich in Deutschland nicht wiederholen. Wer den NSU-Prozess verfolgt, der weiß: Dafür gibt es keine Garantie."

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Michèle Kiesewetter (22)
25.04.2007 Heilbronn Theresienwiese

(Bild: © Regina Schmeken, 2015)

Den Organisatoren zufolge richtet sich die Ausstellung gegen das Vergessen. Sie soll derer gedenken, die ermordet wurden. Und sie soll auffordern. Zum Nachdenken über das Geschehene und das künftige Zusammenleben. Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin ist ab dem 29. Juli mittwochs bis montags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. (msi)