Wie man eine Verschwörung konstruiert

Man nehme: Ein umstrittenes Thema, eine fehlerhafte wissenschaftliche Arbeit, ein bisschen Spekulation und reichlich rhetorische Fragen.

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Am Montag berichtete meine Kollegin Jennifer Lepies an dieser Stelle über einen Wissenschschaftskrimi. Es ging um Mikroplastik in Fischlarven, oder eigentlich genauer gesagt um das nicht vorhandene Mikroplastik in diesen Firschlarven. Denn eine 2016 von den schwedischen Ökologen Peter Eklöv und Oona Lönnstedt veröffentliche Studie, die in vielen Medienberichten als weiterer Beleg für die Gefährlichkeit von Mikroplastik zitiert wurde, war gefälscht und musste zurückgezogen werden.

In der Öffentlichkeit hat diese Story nur wenig Aufmerksamkeit erregt. Ein ganz normaler, wissenschaftlicher Vorgang. Aber was wäre gewesen, wenn es nicht um Plastikmüll gegangen wäre, sondern um – sagen wir mal – den Klimawandel. Ich bin sicher, die Geschichte wäre als neuer Skandal aufgekocht, und als Beleg für eine finstere Verschwörung verwendet worden.

Es kommt eben ganz drauf an, wie man die Sache darstellt. Machen wir mal eine kleine Fingerübung. Ich präsentiere Ihnen hier und heute weltweit zum ersten mal: Die Plastiklüge!

Die geht so: Eine kleine Gruppe von gut bezahlten Ökologen hat sich verschworen, um der Welt einzureden, es gäbe ein globales Plastikmüllproblem. Um dieses Problem in all seinen Ausmaßen zu erforschen, und Lösungsmöglichkeiten zu finden, brauchen diese Wissenschaftler natürlich Geld. Und je dringender und schwieriger sie das Problem in der Öffentlichkeit darstellen, desto mehr Geld bekommen sie.

Das erzähle ich natürlich nicht so direkt. Das würde so bescheuert klingen, wie es ist. Nein, da muss man mit Andeutungen arbeiten, Auslassungen, Unterstellungen und geschickten Fragen. Etwa so (in kursiv):

Sprechen wir also Klartext. Zwei so genannte Ökologen aus Schweden haben angeblich nachgewiesen, dass Larven von Barschen mehr Mikroplastik fressen, als normale Nahrung, dass ihre Entwicklung daraufhin gestört wird, die Fische langsamer wachsen, und weniger auf Alarmsignale reagieren. Das klingt schlimm, und rührt das Herz aller Tierfreunde. Ist aber frei erfunden. Die Experimente haben nie stattgefunden.

Dass dieser wissenschaftliche Skandal in etablierten Medien kaum stattfindet, verwundert nicht. Genausowenig wie die Tatsache, dass die Aufdeckung des Skandals nur durch einen Whistleblower möglich wurde. Warum wollte dieser aufrechten Wissenschaftler seinen Namen nicht nennen? Aus Angst vor Repressionen? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist: Die Öko-Lobby hat die etablierten Medien fest im Griff. Deswegen weiß fast niemand, dass nur 0,1 Prozent des Plastikmülls in der Nordsee laut einer aktuellen Studie aus kosmetischen Produkten stammen, und dass gesundheitliche Gefahren von Mikroplastik laut Forschungslobby zwar "intensiv erforscht werden müssen", bis heute aber kein direkter Nachweis für diese Gesundheitsgefahren gefunden worden ist.

Nochmal zur Sicherheit Es gibt es keine Plastiklüge und auch keine "Bewegung", die diese vermeintliche Lüge entlarven will. Alles frei erfunden – als warnendes Beispiel. Denn so funktioniert die Argumentation von "Klimaskeptikern", Impfgegnern und anderen Freunden alternativer Wahrheiten. Hier eine reißerische Darstellung, da eine harmlose Frage und natürlich kein Wort über andere, störende Fakten. Schon ist der vermeintliche Skandal fertig. So einfach geht das. Wenn Sie also das nächste Mal einen Artikel über einen wissenschaftlichen Skandal lesen, schauen Sie genau hin.

Vielleicht kommt Ihnen das Schema dann ja bekannt vor. (wst)