Local Commerce Manifest: Wie sich der Laden um die Ecke gegen Amazon behaupten kann

Amazon ist für den lokalen Einzelhandel ein mächtiger Konkurrent. Doch was kann der kleine Laden um die Ecke tun, um weiter zu bestehen? Das "Local Commerce Manifest" liefert 14 Thesen als Denkanstöße.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 556 Kommentare lesen
Online-Einkauf

(Bild: dpa, Laurin Schmid)

Lesezeit: 3 Min.

Amazon verkauft online einfach alles, neuerdings sogar Lebensmittel. Was faule Kunden freut, ist für den Einzelhandel seit Jahren eine echte Bedrohung: Der kleine Laden um die Ecke kann nicht mit den Preisen und dem Service von Amazon mithalten. Inhabergeführte Läden müssen schließen, die Innenstädte veröden – was weitere Kunden abschreckt. Ein Teufelskreis.

Klar ist: Der lokale Handel muss handeln, wenn er mit der starken Online-Konkurrenz mithalten will. Doch was können die stationären Händler schon ausrichten? Wie können sie ihre Situation verbessern? Einige Denkanstöße liefert ihnen nun der Innovationsberater Andreas Haderlein mit seinem Local Commerce Manifest: 14 Thesen beschreiben, welche Bedeutung der stationäre Einzelhandel heute hat – und was zu tun ist, um weiter zu bestehen.

Online City Wuppertal (OCW) ist eine Art lokale Einkaufsstraße im Internet. Mit ihr wollen die Läden in der Stadt Amazon & Co. die Stirn bieten.

Inhabergeführte Läden müssen "neue digitale Wege beschreiten", fordert Haderlein, der am Aufbau des nationalen Pilotprojekts Online City Wuppertal (OCW) beteiligt war. Die Online-Plattform für den lokalen Handel soll die scheinbar nicht zu vereinenden Welten Online- und Offline-Handel verbinden und Händlern helfen, die mit dem Internet überfordert sind. Das Kernelement der OCW-Plattform ist ein lokaler Online-Marktplatz, auf dem sich die beteiligten Händler mit ihren Produkten und Dienstleistungen präsentieren.

In seinen 14 Thesen schreibt Haderlein nun, dass die Händler das Internet als "Vorhof des stationären Handels" in "1A-Bestlage" begreifen müssen. Die Kunden würden nämlich ihre Einkäufe online vorbereiten – nicht aber unbedingt auf "Bestellen" klicken. So ergab eine Umfrage, dass jeder vierte Konsument seine Kaufentscheidung im Netz trifft, dann aber vor Ort kauft. Andere Studien zeigten, dass fast die Hälfte aller stationären Käufe online vorbereitet werden. Weil immer mehr Nutzer das Internet mobil nutzen, verschmelzen Online- und Offline-Welt zusehends. Das erhöhe den "Local-Faktor" des Internets.

Mit dem Local Commerce Manifest will Andreas Haderlein Denkanstöße für Städte, Kommunen und den Einzelhandel liefern.

Es bedarf eines "kooperativen Aufstand[s] gegen Uniformität, Innenstadtverödung und Kaufkraftabwanderung in den reinen Online-Handel nicht-lokaler Anbieter", fordert Haderlein in These 13. Hierfür nötig ist eine Zusammenarbeit von Gewerbevereinen, dem Einzelhandel, den Stadtplanern und dem Stadt-Marketing. Eine wichtige Rolle spielen außerdem die Verbraucher, schließlich entscheidet ihr Konsumverhalten über die Zukunft des Innenstadthandels. Vielen Kunden sei allerdings "noch nicht klar, dass eben dieses Konsumverhalten das Sägen des Astes bedeutet, auf dem man sitzt", beschreibt These 13 weiter. Wer also nur bei Amazon kauft, schadet dem Einzelhandel in der Stadt. Und wenn der Innenstadt die kleinen Läden fehlen, leidet das Flair. Zudem seien die Innenstädte keine reinen Warenlager, sondern "soziale Kraftwerke", schreibt Haderlein. Der Einzelhandel sei tief mit den "sozialen und kulturellen Mustern des Zusammenlebens verknüpft".

Das Local Commerce Manifest versteht sich als Appell an die Städte, Kommunen und den Einzelhandel. Die 14 Thesen sollen eine Debatte über digitale Lösungen bereichern, sind aber nicht in Stein gemeißelt: Es sei nicht ausgeschlossen "dass Korrekturen vorgenommen werden müssen oder weitere Thesen hinzukommen", sagt Andreas Haderlein. Er sammelt auf LocalCommerce.info digitale Initiativen von Städten, Regionen oder Werbegemeinschaften; wobei lokale Online-Marktplätze samt ihrer Betreiber im Fokus stehen. In Deutschland sind immerhin knapp 70 Initiativen verzeichnet. Es besteht also Hoffnung, dass die Innenstädte keine Geisterstädte werden.

Lesen Sie dazu auch in c't:

  • Global präsentieren, lokal verkaufen: E-Commerce-Projekt Online City Wuppertal

(dbe)