Drohnen-Luftraum soll weltweit einheitlich gemanagt werden

Der Siegeszug der Flugdrohnen überfordert die geltenden Luftfahrtnormen. Nun sucht die ICAO Vorschläge für ein weltweit einheitliches System zum Management des unteren Luftraums. Es muss flott gehen.

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Kleiner roter Hubschrauber

Ein unbemannter Hubschrauber von Laflamme

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Unbemannte Luftfahrzeuge geraten schnell außer Sichtweite des Piloten. Theoretisch sollten Instrumentenflugregeln (IFR) den Weiterflug ermöglichen, doch sind die IFR darauf nicht vorbereitet. Die ICAO (International Civil Aviation Organization) arbeitet seit Jahren an einem Update. Doch inzwischen ist klar, dass das für den Massenmarkt nicht ausreichen wird: Die wenigsten Drohnen werden je nach IFR fliegen. Auf der Drohnenmesse Xponential hat die ICAO ihren neuen Ansatz vorgestellt.

Leslie Cary ist bei der ICAO für ferngesteuerte Luftfahrzeuge zuständig

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

"Zwei, drei, fünf Jahre" dauert es üblicherweise, um neue, weltweit gültige Luftfahrtstandards hervorzubringen, berichtete Leslie Cary von der ICAO am Mittwoch in Dallas. Sie werden in Gremien entworfen, öffentlich konsultiert und schließlich vom Plenum der Mitgliedsstaaten angenommen. Dann geht es an die Umsetzung in nationales Recht. Für den sich schnell entwickelnden Drohnenbetrieb taugt solch ein mehrjähriger Prozess eher weniger. Daher versucht es die ICAO nun mit unverbindlichen Vorschriften.

"Die ICAO beschreibt [dabei] keine Lösung, Die ICAO beschreibt das Problem", sagte Cary, "Die Mitgliedstaaten und die Branche müssen gemeinsam Lösungen finden." Wer möchte, soll Vorschläge unterbreiten. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Branche, internationaler Organisationen sowie der Mitgliedsstaaten wählt erfolgversprechende Ansätze aus, die dann öffentlich diskutiert werden. Soweit sich dabei vorherrschende Stoßrichtungen abzeichnen, werden diese zusammengefasst und veröffentlicht.

Die ICAO ist eine Teilorganisation der Vereinten Nationen und hat ihren Sitz in Montreal.

Das soll sich in einem Jahr ausgehen. Anschließend liegt es an den Mitgliedsstaaten, die unverbindliche Bestimmungen aufzugreifen und umzusetzen. Ziel ist, weltweit einheitliche Bedingungen für den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge zu schaffen.

Die erste Problembeschreibung hat die ICAO ebenfalls am Mittwoch herausgegeben: Es geht um die Verwaltung des "unteren" Luftraums, in dem sich die meisten Flugdrohnen bewegen. Offiziell handelt es sich bei der Problembeschreibung um einen Request for Information (RFI) betreffend das Unmanned Aerial Systems Traffic Management (UTM).

Dieser Luftraum und dessen Management müssen definiert werden. Es braucht technische Parameter, Verwaltungsabläufe und rechtliche Grundlagen. Dabei müsse "die Sicherheit treibende Kraft sein", betonte Cary. Dazu gehöre auch die IT-Sicherheit. Darüber hinaus erwähnte sie Datenschutz und Lärmschutz.

Der RFI hebt drei grundlegende Themen hervor, ohne damit andere Themen ausschließen zu wollen. Gesucht sind:

  • Ein global verfügbares Registrierungssystem, das die Identifizierung von Flugdrohnen aus der Distanz sowie deren Nachverfolgung (Tracking) unterstützt.
  • Ein einheitliches Kommunikationssystem für Steuerung und Tracking von Drohnen im UTM-Luftraum sowie zur Erkennung möglicher Kollisionen.
  • Ein Geofencing-artiges System in dem Flugverbotszonen und andere sensible Bereiche festgelegt werden. Diese Daten sollen alle vier Wochen aktualisiert werden.

Viele notwendige Bestimmungen fehlen oder sind unbrauchbar, etwa Vorschriften über Abstände zwischen Luftfahrzeugen: "Die meisten dieser [neuen] Luftfahrzeuge können die bestehenden Regeln nicht einhalten. Das stünde dem Einsatzzweck entgegen", erläuterte Cary, "Etwa wann sie tausend Fuß oder mehrere Meilen Abstand halten sollen."

Mehr Infos

Lösungsvorschläge sind bis 15. Juli in englischer Sprache willkommen. Sie sollen maximal 2.000 Worte lang sein, also nicht sehr ins Detail gehen. Gesucht werden Ansätze für global einheitliche Rahmen, die nationalen Behörden Flexibilität bei der Umsetzung gestatten. Im September soll dann bei einem "Drone Enable" genannten Symposium in Montreal öffentlich diskutiert werden.

Das Update der IFR wird unterdessen weiterverfolgt. Nach einem vor zwei Jahren aufgelegten Guidance Manual gibt es nun einen Vorschlag für den ersten Teil eines Updates: Ein neuer Abschnitt soll Pilotenscheine für fernsteuernde Piloten und deren Ausbildung regeln. Zur Zeit läuft die öffentliche Konsultation. Die ICAO plant, dass die Mitgliedsstaaten das Teilupdate im März 2018 beschließen, womit es im Juli 2018 in Kraft treten könnte.

2020 würde es dann für alle Mitgliedstaaten verpflichtend werden. Doch das ist nur der Anfang. Weitere Kapitel müssen geschrieben und beschlossen werden, etwa über die Verkehrstüchtigkeit instrumentenflugfähiger Drohnen oder über die Verwaltung des IFR-Luftraums.

(ds)