Wikileaks-Informantin Chelsea Manning ist frei

Nach sieben Jahren in Haft ist die Wikileaks-Quelle Chelsea Manning am Mittwoch frei gekommen. Sie hatte Dokumenten zu Verfehlungen des US-Militärs weitergegeben und war dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Barack Obama hatte die Strafe reduziert.

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Wikileaks-Informantin Chelsea Manning ist frei

(Bild: Alicia Neal)

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Die Whistleblowerin Chelsea Manning ist aus der Haft entlassen worden – fast sieben Jahre nach ihrer Festnahme und vier Monate nachdem Barack Obama ihre eigentlich 35-jährige Strafe deutlich reduziert hatte. Der damalige US-Präsident hatte diesen Schritt später damit begründet, dass das Strafmaß angesichts des Vergehens nicht verhältnismäßig gewesen sei. Ein Militärsprecher bestätigte nun gegenüber der BBC, dass Manning das Militärgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas am Morgen verlassen hat. Der Wikileaks-Gründer Julian Assange hatte die Freilassung auf Twitter schon vorher als einen "epischen Sieg" bezeichnet. Er könne es nicht erwarten, sie zu treffen.

Manning war – damals noch als Bradley – die Quelle der Veröffentlichung "Collateral Murder" von Wikileaks. Als Whistleblower hatte Manning geheimes Material über Verfehlungen des US-Militärs an Wikileaks gegeben. Darunter war auch jenes Video, das einen Hubschrauberangriff in Bagdad zeigte und vor allem auch durch die zynischen Kommentare der Piloten weltweite Kritik auslöste. Wenige Wochen später war Manning festgenommen worden, nachdem er sich dem Hacker Adrian Lamo anvertraut und der ihn verraten hatte. Von einem Militärgericht war Manning dann 2013 wegen Geheimnisverrats zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Kurz danach erklärte Manning, fortan als Frau leben zu wollen.

Es folgte ein jahrelanger Kampf um die Anerkennung dieses Schritts und ihres Rechts auf eine Hormontherapie. Chelsea Manning kritisierte wiederholt ihre Haftbedingungen in einem Gefängnis mit ausschließlich männlichen Insassen und unternahm im Sommer 2016 sogar einen Suizidversuch. Mit einem Hungerstreik erreichte sie danach eine Zusage für eine Hormontherapie – als erste Transgender in einem US-Militärgefängnis. Im Januar 2017 und nur wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit erließ US-Präsident Barack Obama dann einen Großteil von Mannings restlicher Strafe, sodass die Whistleblowerin nun nach fast sieben Jahren wieder frei ist.

Chelsea Manning hat nun die längste Haftstrafe eines Whistleblowers in der USA hinter sich und steht damit auch beispielhaft für das verschärfte Vorgehen der Obama-Regierung gegen Leaks. Viele hatten sich für die Freilassung eingesetzt, nicht zuletzt der noch weitaus bekanntere NSA-Whistleblower Edward Snowden aus seinem Exil in Russland. Manning selbst hatte kurz vor der Entlassung erklärt, dass sie zwar von der Freiheit geträumt, die Vorstellung aber nie ganz zugelassen habe. Sie bedankte sich bei all jenen, die ihr in der Zeit hinter Gittern Unterstützung vermittelt und sie am Leben außerhalb der Gefängnismauern teilhaben ließen. Nun wolle sie daran arbeiten, anderen das Leben zu erleichtern. (mho)