Zahlen, bitte! Java, Hauptsache 0xCAFEBABE!

Vor 22 Jahren wurde Java vorgestellt und verbindet bis heute wie keine andere Programmiersprache Entwickler mit ihrem Lebenselixier. Darauf erstmal eine gute Tasse Kaffee ...

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Zahlen, bitte! Mit 0xCAFEBABE zur führenden Programmiersprache
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Volker Zota
Inhaltsverzeichnis

Auch über 20 Jahre nach der offiziellen Vorstellung zählt das objektorientierte Java zu den beliebtesten Programmiersprachen. Egal, ob wir das Programmiersprachen-Ranking von TIOBE, RedMonk oder PyPL anschauen, die nach der Java-Kaffeebohne (hierzulande als Arabica bezeichnet) benannte Sprache liegt weiterhin auf Platz 1 oder 2.

Der TIOBE-Index wird aus der Anzahl von Suchmaschinenabfragen nach den entsprechenden Sprachen gebildet. Auch PyPL stützt sich auf Suchmaschinen, nimmt allerdings die Zahl der Google-Suchen nach Programiersprach-Tutorials als Maßstab, während der RedMonk-Index die Beliebtheit der jeweiligen Sprachen auf Github (gemessen an der Zahl der Pull Requests) und Stack Overflow (Zahl der #-Tags) bewertet. All diese Rankings sind mit Vorsicht zu genießen, zeigen jedoch alle dieselbe Tendenz auf.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Böse Zungen behaupten, der wahre Grund dafür sei der unstillbare Kaffeedurst vieler Entwickler, der nach der magischen Zutat ihres Lebenselixiers benannte Programmiersprache den Vorzug gegenüber anderen zu geben – eher unterbewusst als rational. Ob das auch so gekommen wäre, wenn es bei dem Namen des Anfang der 1990er Jahre entwickelten Vorgängers geblieben wäre? Der hieß nämlich Object Application Kernel (Oak).

Dieser Name war jedoch schon von Oak Technologies belegt, sodass die Entwickler der Programmiersprache bei Sun Microsystems einen neuen Namen suchen mussten. Der sollte "dynamisch, revolutionär, lebendig und witzig" klingen. Von zehn Vorschlägen aus einer Brainstorming-Session im Jahr 1995 überstanden drei die Prüfung der Sun-Rechtsabteilung: Java, Silk und DNA. Java kam ins Spiel, weil die Sun-Mitarbeiter mit Vorliebe "Peet's Java" tranken, und machte schließlich das Rennen.

Programmiersprachen-Rankings (3 Bilder)

Beim TIOBE-Index steht Java – nach kurzer Unterbrechung – seit einiger Zei wieder an der Spitze, allerdings zeigt der Langzeittrend nach unten.

Tatsächlich zieht sich bei Java das Kaffee-Faible bis zum Byte Code durch. So beginnen Java-Klassen (.class) mit der Zahl 3405691582 – besser zu lesen in hexadezimaler Schreibweise: 0xCAFEBABE. Diese magische Zahl haben zuerst NeXTSTEP-Programmierer für ihre "Fat Binaries" verwendet, wurde aber von den ebenfalls nach Kaffee verrückten Java-Entwicklern übernommen. Gepackte Java-Klassen lassen sich hingegen an der Zeichenfolge 0xCAFED00D erkennen, selbst wenn die Dateiendung .jar fehlt.

Tatsächlich ist der Erfolg von Java natürlich nicht bloß auf die Kaffeeliebe zurückzuführen. Die Programmiersprache erschien in dem von C geprägten Jahr 1995 mit modernen Konzepten wie Objektorientierung, Plattformunabhängigkeit, Parallelisierbarkeit, restriktiver Laufzeitumgebung (JVM), Garbage Collection und lieferte Klassen für Netzwerkkommunikation mit.

Unternehmen wie IBM, HP und Oracle sprangen nicht zuletzt auf den Java-Zug auf, um Microsofts Dominanz etwas entgegenzusetzen. So avancierte Java schnell zur Programmiersprache fürs Internet schlechthin; noch heute ist Java die Lehrspache Nummer Eins an vielen Universitäten.

Doch Java hatte auch mit Problemen zu kämpfen. Ständig wiederkehrende Sicherheitsprobleme des Java-Plug-ins für Webbrowser führten dazu, dass immer mehr Nutzer das Plug-in deaktivierten und beispielsweise Chrome und Firefox die Unterstützung für vom Java-Plug-in benötigte NPAPI gleich ganz aussperrten.

Im Januar 2010 übernahm Oracle die Firma Sun Microsystems und damit auch das Erbe der Programmiersprache Java. Seitdem schwelt ein Streit zwischen Oracle und Google über Urheberrechtsverletzungen, da das Android-Betriebssystem APIs der Java Standard Edition (SE) implementiert. Erst im Februar strengte Oracle einen neuen Prozess gegen Google an, nachdem eine Jury die Java-Nutzung in Android als "Fair Use" eingestuft hatte. (vza)