Nanoroboter im Auge unterwegs

Medizinroboter waren bisher meist sperrige Geräte. Nun tüfteln Forscher an winzigen Maschinen, die gezielt im Körper wirken und viele Therapien verbessern sollen.

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Nanoroboter im Auge unterwegs

Bradley Nelson experimentiert in seinem Labor an der ETH Zürich mit Mikrorobotern, die Medikamente durchs Auge zur Netzhaut transportieren sollen.

(Bild: ETH Zürich)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler
TR 6/2017

Die kleinen medizinischen Nanoroboter haben nur wenig mit ihren großen Kollegen aus den Operationssälen gemeinsam. Trotzdem lassen sie sich als Maschinen einstufen, weil sie vielfach autonom agieren, sich fortbewegen können und in gewisser Weise programmierbar sind. Mithilfe der Mikroroboter lassen sich wahrscheinlich eines Tages viele größere Operationen vermeiden und kleinere noch schonender durchführen, berichtet Technology Review in seiner neuen Juni-Ausgabe (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).

Bradley Nelson hat sich zum Beispiel das Auge vorgenommen. In seinem "Multi-scale Robotics Lab" an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) testet er Mikrobots, um Sehleiden zu behandeln. Das Team des Züricher Forschers lenkte einen zylinderförmigen Mikroroboter mit externen Magnetfeldern durch ein Kaninchenauge entlang einer vorgegebenen Route zur Netzhaut. Dort kann der Mikrobot später zum Beispiel Medikamente auch über längere Zeit hinweg freisetzen und so wiederholtes Spritzen vermeiden. "Das wäre ideal für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration", sagt Franziska Ullrich vom Nelson-Labor.

Der Schweizer Mikroroboter hat einen Durchmesser von 300 Mikrometern und ist 1,8 Millimeter lang. Zwar wurden drahtlose Implantate, die Wirkstoffe abgeben, bereits getestet. Aber keines kann sich bewegen, um seine Position zu korrigieren. Um sie später wieder herauszuholen, muss zudem meist der Glaskörper mit entfernt werden, jene durchsichtige, gelartige Substanz, die den Hohlraum zwischen Linse und Netzhaut ausfüllt. Die Mikroroboter lassen sich dagegen über ihre Magnetsteuerung ohne viel Aufwand am Rand des Auges wieder herausholen.

Mehr über Nanoroboter, die unter anderem entwickelt werden, um Tumore gezielt zum Schrumpfen zu bringen oder Magengeschwüre zu behandeln, lesen Sie im aktuellen Juni-Heft von Technology Review (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). (inwu)