AfriNIC: Provider scheitern mit Sanktionsplänen gegen Regierungen

Eine Provider-Gruppe warb auf dem Treffen der afrikanischen IP-Adressverwaltung für Sanktionen gegen Regierungen, die ihre Bevölkerung aus dem Internet aussperren. Es gab jedoch mehr Gegner als Befürworter auf dem AfriNIC-Treffen.

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AfriNIC: Provider scheitern mit Sanktionplänen gegen Regierungen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Dusan Zivadinovic

Regierungen, die aus politischen Gründen das Internet in ihrem Land ganz oder in Teilen sperren, müssen vorerst nicht mit Sanktionen von AfriNIC rechnen. Das ist das vorläufige Ergebnis einer Tagung des IP-Adressverwalters. Allerdings waren diesmal in Nairobi so viele Regierungsvertreter angereist wie nie zuvor. "Sie wissen jetzt Bescheid, dass die Community solche Sperrungen nicht einfach toleriert", lobte ein Vertreter von AfriNICs nordamerikanischer Schwesterorganisation ARIN den Vorstoß.

Der Vorschlag, den Vertreter von Liquid Telecom und des kenianischen Provider-Verbands Tespok vorgelegt hatten, wurde in Nairobi wenig unterstützt. Demnach sollten Regierungen, die gegen die Richtlinien verstoßen, mit einem Entzug von IP-Adressen bestraft werden. Dafür hatten die Verfechter der Sanktionen mehrere Eskalationsstufen vorgeschlagen.

Selbst wohlwollende Stimmen bezeichneten das Vorhaben als David-gegen-Goliath-Unternehmung. Auch das AfriNIC-Sekretariat und Vertreter anderer Registries gehörten zu den Gegnern des Vorschlags. Vertreter zahlreicher afrikanischer Regierungen, etwa aus Somalia, führten ins Feld, dass es auch wohl begründete Sperren geben könne. Auch würde AfriNIC bei Sanktionen vermutlich außerhalb seines Mandats handeln. Es gab Bedenken, die die noch junge Selbstverwaltungsorganisation für die Verteilung von IP-Adressen könnte in juristische Schwierigkeiten kommen.

Andere Teilnehmer warnten davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten: Die Sanktionen würden die Internetentwicklung in den betroffenen Ländern behindern. Vereinzelt gab es auch Vorwürfe, Liquid Telecom nutze den Vorschlag als Marketingmasche.

Zurückgezogen hat die Autorengruppe ihren Vorschlag dennoch nicht, sehr zum Ärger mancher Konferenzteilnehmer. Sie wollten die Debatte über die zunehmenden Sperrungen auf jeden Fall fortsetzen, unterstrichen die Autoren, auch auf globalen Foren. Schließlich werde längst nicht nur in Afrika gesperrt. (dz)