WWDC: Apples Vision für künstliche Intelligenz erwartet

Nach Facebook, Microsoft und Google lädt auch Apple zu einer Entwicklerkonferenz. CEO Tim Cook muss dort verraten, wie Apple in Sachen KI zur enteilten Konkurrenz aufschließen will.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
WWDC: Apples Vision für künstliche Intelligenz erwartet
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Von Apple wird heute zum Start der eigenen Entwicklerkonferenz WWDC (ab 19 Uhr MESZ) eine Antwort auf die Vorstöße der Rivalen Google und Amazon bei künstlicher Intelligenz erwartet. Der iPhone-Konzern könnte laut Medienberichten unter anderem einen vernetzten Lautsprecher mit seiner Assistenzsoftware Siri präsentieren. Dabei gerät fast in den Hintergrund, dass der Zweck der Konferenz eigentlich ist, die Entwickler auf die nächsten Betriebssysteme für iPhones, iPad, Mac und Co. vorzubreiten, die hier natürlich auch vorgestellt werden.

Bleibt es aber nur dabei, dürften Branchenbeobachter und Investoren enttäuscht sein. Denn sie erhoffen sich von dem Event im kalifornischen San Jose, dass Konzernchef Tim Cook und sein Team Apples Weg in eine Zukunft mit allgegenwärtiger künstlicher Intelligenz skizzieren, bei der Amazon und Google mit ihrer Strategie bisher mehr Aufmerksamkeit bekommen haben.

Beispielsweise kündigte Google zuletzt auf seiner Entwickler-Hausmesse I/O an, dass die künstliche Intelligenz selbstlernender Maschinen in Zukunft alle Dienste des Internet-Konzerns durchdringen soll. Der Service "Google Lens" zum Beispiel erkennt, was gerade die Kamera eines Smartphones sieht, "Google Photos" kann einen Maschendrahtzaun aus einem Bild verschwinden lassen. Insgesamt soll mit der Kombination aus der Rechenpower in der Cloud und Googles Wissen über die Welt ein allgegenwärtiger und allwissender Computer entstehen.

Als Apples Antwort auf diese Herausforderung bietet sich an, die eigene Palette von Geräten und Diensten zu einer engmaschigen Welt zu verknüpfen, die Nutzern wenig Hilfe von der Konkurrenz zu wünschen übrig lässt. Dafür müssen hauseigene Angebote wie die Foto-Apps oder der Streaming-Service Apple Music allerdings bequemer zu bedienen und wesentlich intelligenter werden.

Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg ist ein vernetzter Lautsprecher von Apple, in dem die Assistenzsoftware Siri ein greifbares Zuhause im Haushalt bekommen soll, schon in die Produktion gegangen. Solche "smarten" Lautsprecher gibt es von der Konkurrenzt schon. Sie können nicht nur Musik abspielen, sondern auch Fragen der Nutzer beantworten, per Sprachbefehl einen Einkauf abschließen oder das Licht im Haus einschalten. Sie sind zum sichtbarsten Vorposten der künstlichen Intelligenz aus der Cloud im Haushalt geworden. Amazon erschuf diese Produktkategorie praktisch im Alleingang mit seinen Echo-Lautsprechern, in denen die Assistenzsoftware Alexa steckt. Google folgte mit dem Konkurrenzgerät "Home" mit dem hauseigenen Assistenten. Es wäre nur logisch, wenn Apple den Entwicklern frühzeitig einen Blick auf die eigene neue Plattform gäbe, damit sie eigene Apps und Dienste dort integrieren können. Apple braucht aber gute Argumente, warum sie das auch tun sollten. In iMessage integrierte Apps gibt es seit rund 9 Monaten, doch das Entwicklerinteresse schein abzuflauen.

Finanziell steht Apple nicht unter Druck, die Geldmaschine iPhone läuft. Allein im vergangenen, zu Jahresbeginn traditionell immer eher gedämpften Quartal verdiente der Konzern wieder 11 Milliarden Dollar bei knapp 51 Millionen verkauften iPhones. Um vom nächsten iPhone im Herbst, bei dem ähnlich wie bei Samsungs Galaxy S8 der Bildschirm fast die ganze Frontseite einnehmen soll, wird ein massiver Verkaufsschub erwartet. Die Anleger, die noch vor ein paar Jahren die Aktie aus Angst vor der Konkurrenz durch Google und andere Konkurrenten fallen ließen, halten den Kurs jetzt in Nähe der Allzeithochs.

Siehe dazu auf Mac & i: