"Statistisch gesehen" zu 200 Jahre Fahrrad: E-Bikes sind im Kommen

Vor 200 Jahren hat Karl Drais seine erste Probefahrt mit seiner Laufmaschine, dem Ur-Fahrrad unternommen. Heute sind die Zweiräder nicht mehr aus dem Verkehr wegzudenken. Und zunehmend werden sie elektrisch.

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"Statistisch gesehen" zu 200 Jahre Fahrrad: E-Bikes sind im Kommen
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  • dpa

Am 12. Juni 1817 unternahm der badische Tüftler Karl Drais (1785-1851) die erste Probefahrt mit seiner "Laufmaschine". Der Technikexperte Thomas Kosche bezeichnet Drais als "verkanntes Genie". "Er machte mit der Laufmaschine eine epochale Erfindung – für die es aber keinen Markt gab und für die die Zeit nicht reif war", sagt der Fachmann vom Landesmuseum für Technik und Arbeit (Technoseum) in Mannheim der dpa.

Die Menschen hatten 1817 demnach andere Sorgen. "Hinter ihnen lagen 20 Jahre Krieg. Der Getreidepreis stieg massiv an, viele Menschen litten Hunger. Sie konnten sich eine Laufmaschine auch nicht leisten. Viele Zeitgenossen hielten Drais wohl für spinnert", meint Kosche. Zudem sei Baden der technisch-industriellen Entwicklung in England und Frankreich hinterhergehinkt, und es gab keinen wirksamen Schutz einer Erfindung durch ein Patent.

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Was genau den Tüftler zur Erfindung bewog, ist nicht belegt. "Er hat kein Schreiben mit seinem Motiv hinterlassen", schildert der Experte. Drais habe aber relativ viel Zeit für Forschung gehabt, weil er bei vollen Bezügen vom Forstdienst befreit gewesen sei. "Er hatte damit Muße für Entwicklungen. Und er hatte mit muskelkraftbetriebenen vierrädrigen Fahrzeugen schon zuvor experimentiert", sagt Kosche.

Mittlerweile besitzt fast jeder Deutsche ein Fahrrad. Etwa 73 Millionen Fahrräder, davon 3 Millionen E-Bikes, gibt es auf den Straßen, schätzt der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Für rund 2,6 Milliarden Euro wechselten 2016 gut vier Millionen Velos ihren Besitzer – am beliebtesten waren Trekkingräder, gefolgt von Cityrädern, E-Bikes und Mountainbikes. Der Absatz von E-Bikes ist in den vergangenen acht Jahren stetig gewachsen.

Im Schnitt wurden 643 Euro pro Fahrrad hingeblättert, errechnet der ZIV – mehr als in den vergangenen Jahren. Dies wird auf den Zuwachs an E-Bikes zurückgeführt, die in der Regel teurer sind. Langfristig rechnen die Hersteller mit einer Verdopplung des derzeitigen E-Bike-Anteils am jährlichen Gesamtmarkt auf 30 Prozent.

(Bild: Statista/heise online)

Die Politik hat das Potenzial des Fahrrads für ruhigere, sauberere Städte und den Klimaschutz erkannt. Immer mehr Menschen nutzen es in der Freizeit oder als Alternative zum Auto auf kürzeren Strecken. "Im internationalen Vergleich ist Deutschland sicher ein Fahrradland", sagt etwa Frederic Rudolph vom Wuppertal-Institut. "Wir haben aber noch viel Luft nach oben."

Nach einer Prognose im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums könnte sich der Anteil des Fahrrads an der Verkehrsleistung (Personenkilometer) von heute fünf Prozent bis 2030 auf neun Prozent fast verdoppeln. Voraussetzung ist, dass wir ebenso oft auf den Sattel steigen wie die Vorreiter Niederlande oder Schweiz.

Und doch ist die Unzufriedenheit etwa beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) über löchrige Radwege und gefährliche Verkehrsführungen noch groß. "Sobald Städte es schaffen, Radfahrenden ihren eigenen sicheren Raum zu geben, ist der Radverkehr kaum noch zu stoppen", ist ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sicher.

Siehe dazu auf Technology Review:

(anw)