Tiscali: 452 Millionen Euro Verlust in 2000
Die italienische Internetfirma Tiscali hat für das Geschäftsjahr 2000 einen Verlust in Höhe von 452 Millionen Euro gemeldet. Dennoch will das Unternehmen seinen Expansionskurs fortsetzen.
Die italienische Internetfirma Tiscali hat nach Angaben New Yorker Nachrichtenkreise für das Geschäftsjahr 2000 einen Verlust in Höhe von 452 Millionen Euro gemeldet. Den Löwenanteil hieran machten danach die Aufwendungen für die Übernahme des Internetunternehmens World Online NV aus, die sich auf rund 410 Millionen Euro beliefen. Der Umsatz von Tiscali habe sich innerhalb eines Jahres von 32,8 Millionen in 1999 auf 173,7 Millionen Euro im Jahr 2000 verfünffacht, während World Online in 2000 auf einen Umsatz von rund 233 Millionen Euro gekommen sei.
Zufrieden habe sich ein Unternehmenssprecher mit den steigenden Seitenzugriffen bei Tiscali und World Online gezeigt, die sich von 240 Millionen im Dezember 2000 auf 400 Millionen im Januar 2001 fast verdoppelt hätten. Tiscali zählte Ende Dezember 2000 nach einer Reihe von Unternehmens-Aufkäufen - neben World Online hatte das Unternehmen in 2000 auch die deutsche AddCom und die französische LibertySurf übernommen - über 10 Millionen Kunden. Nach einer Aussage von Tiscalis Finanzchef Massimo Cristofori gegenüber Analysten seien auch für 2001 weitere Firmenübernahmen in Deutschland und Großbritannien geplant, da es sich hierbei um "ideale Länder" für die geplante Expansion handele, berichtet heute die Financial Times Deutschland.
Diese vielfältigen Engagemtens werden von Analysten zunehmend kritisch beobachtet: Während der von Tiscali für das Jahr 2000 ausgewiesene Verlust im Rahmen der Erwartungen des US-Analystenhauses Merrill Lynch lag, verfehlt das Unternehmen dessen Umsatzerwartungen um 46 Millionen Euro., und die Investmentbank Lehman Brothers stuft das Unternehmen inzwischen als "underperformer" ein, da spätestens nach der Übernahme von LibertySurf Zweifel an der Rentabilität Tiscalis aufgetreten seien. Für die Jahre 2001 und 2002 sagt die Bank den Italienern einen Verlust von 0,49 Euro und 0,29 Euro je Aktie sowie einen Umsatz von 304,8 Millionen und 431,9 Millionen Euro voraus.
Der Aktienkurs der italienischen Firma sank im Frankfurter Handel heute um rund 13 Prozent auf 15,60 Euro und liegt damit nur leicht über dem 52-Wochen-Tief von 13,30 Euro von Anfang des Jahres. Im 52-Wochen-Hoch hatte das Unternehmen im März 2000 noch bei 117 Euro notiert. (klp)