Untersuchungsbericht: Mannings Leaks nicht schädlich für Armee, aber für Helfer

Für 35 Jahre sollte Chelsea Manning im Gefängnis bleiben, als Strafe für die Weitergabe geheimer Dokumente des US-Militärs. Die Leaks haben dem Militär aber wohl gar nicht so sehr geschadet, wie immer behauptet wurde – möglicherweise aber anderen.

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Untersuchungsbericht: Mannings Leaks nicht schädlich für Armee, aber für Helfer

"Collateral Murder"

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Anders als wiederholt von Vertretern der US-Regierung behauptet, hatten die von Chelsea (damals Bradley) Manning geleakten geheimen Dokumente des US-Militärs offenbar keine negativen Konsequenzen für die US-Armee. Zu diesem Schluss scheint zumindest ein geheimer Untersuchungsbericht zu kommen, den Buzzfeed in einer stark geschwärzten Fassung dank einer Informationsfreiheitsanfrage erhalten hat.

In dem Bericht heißt es unter anderem, dass die Veröffentlichungen zum Krieg in Afghanistan keine "strategischen Auswirkungen" hatten, aber negative Konsequenzen für Informanten und Helfer haben könnte. Die Dokumente zum Krieg im Irak wiederum hätten "mit hoher Wahrscheinlichkeit" keine persönlichen Auswirkungen auf die US-Führung in dem Land.

Die wohl wichtigste Veröffentlichung auf Basis der von Manning weitergegebenen Dokumente war im Frühjahr 2010 das Video "Collateral Murder" von Wikileaks. Als Whistleblower hatte Manning geheimes Material über Verfehlungen des US-Militärs an Wikileaks gegeben. Darunter war auch jenes Video, das einen Hubschrauberangriff in Bagdad zeigte und vor allem auch durch die zynischen Kommentare der Piloten weltweite Kritik auslöste.

Wenige Wochen später war Manning festgenommen und schließlich von einem Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Kurz danach erklärte Manning, fortan als Frau leben zu wollen. In einer seiner letzten Amtshandlungen verfügte der damalige US-Präsident Obama dann Anfang 2017 die Freilassung von Chelsea Manning, die schließlich im Mai erfolgte.

Das nun von Buzzfeed veröffentlichte Dokument zeigt Ausschnitte des finalen Untersuchungsberichts des US-Verteidigungsministeriums zu den Manning-Leaks. Der ist insgesamt 107 Seiten lang, aber wegen äußerst umfangreicher Schwärzungen ist nur auf 35 davon überhaupt etwas zu lesen. Selbst die sind aber so stark zensiert, dass nur oberflächliche Schlüsse gezogen werden können.

Klar scheint aber, dass die Leaks nach interner Überzeugung keine gravierenden Konsequenzen für das US-Militär hatten. ernster könnten dagegen die Folgen für dessen Helfer sein: Die schlimmsten Konsequenzen der Leaks müssten demnach Zivilisten in Afghanistan und dem Irak fürchten, die für ihre Kooperation bestraft würden. (mho)