Obama genehmigte offenbar geheime Cyber-Attacke auf Russland

Laut einem Bericht erhielt Barack Obama im August 2016 Hinweise, dass sich Russland mit Hacking-Angriffen in den US-Wahlkampf einmischen wollte - und ordnete wohl in den letzten Tagen seiner Amtszeit Cyber-Operationen gegen Russland an.

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Bericht: Obama genehmigte geheime Cyber-Attacke auf Russland

(Bild: The White House)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Der frühere US-Präsident Barack Obama erfuhr mutmaßlich Anfang August 2016 von Versuchen seitens Russland, das US-Wahlsystem zu hacken. In der Folge setzte das Weiße Haus anscheinend Geheimhaltungsprotokolle ein, die es seit dem Überfall auf Osama bin Laden im Jahr 2011 nicht mehr verwendet hatte. Das geht aus einem Bericht der Washington Post hervor.

Cyberwars: Hacken im Auftrag des Staates

Anscheinend war eines der verdeckten Programme, die Obama, CIA, NSA und andere Nachrichteneinheiten schließlich beauftragt hatten, eine neue Art von Cyber-Operation, bei der aus der Ferne auslösbare "Implantate", vergleichbar mit dem Computerwurm Stuxnet, in russische Netze eingeschleust werden sollten. Diese könnten im Falle eines Präventivschlags ausgelöst werden, um den russischen Netzwerken ernsthafte "Schmerzen und Unannehmlichkeiten zu verursachen", so ein ehemaliger US-Beamter gegenüber der Washington Post.

Der Bericht besagt, dass CIA-Direktor John Brennan, Obama und andere Beamte mindestens vier Gespräche mit russischen Beamten über die Cyber-Verletzungen ab dem 4. August gehabt hätten. Obama konfrontierte Wladimir Putin offenbar persönlich während eines Treffens in China im vergangenen September und die US-Regierung schickte Russland eine Warnung über vertrauliche Kommunikationskanäle. Moskau habe eine Woche später – nach der US-Wahl – die Vorwürfe bestritten.

Auch nach Donald Trumps Sieg am 8. November wären die Untersuchungen der russischen Hacking-Angriffe bis in den Dezember fortgeführt worden, so die Washington Post. Obama hatte zuvor eine umfassende Überprüfung des Einflusses Russlands auf US-Wahlsysteme bis ins Jahr 2008 angeordnet. Später nahm er eine bestimmtere Haltung gegenüber Russland ein, als er sagte: "Die Russen können uns weder ändern, noch erheblich schwächen. Sie sind ein kleineres Land. Sie sind ein schwächeres Land. Ihre Wirtschaft produziert nichts, was irgendjemand kaufen will, außer Öl und Gas und Waffen."

Die Obama-Regierung beließ es jedoch zunächst dabei, Moskau zu warnen. Am 29. Dezember dann verhängte die Obama-Regierung darüber hinaus Sanktionen gegen Russland, wies 35 russische Geheimdienstler aus den USA aus und kappte mehrere geheimdienstliche Verbindungen. Um diese Zeit genehmigte Obama wohl außerdem eine geheime Cyber-Operation unter der Führung von NSA, CIA und dem United States Cyber Command, um die "Implantate" der NSA in russische Netze einzuschleusen.

Den Recherchen der Washington Post zufolge hatte Obama zwar nicht mehr genug Zeit im Amt, um das geheime Programm vollständig durchzuführen, da allein die Positionierung der Implantate Monate gedauert hätte. Mit der Unterschrift Obamas konnte die einmal ins Rollen gebrachte Operation aber auch nach Trumps Amtsübernahme fortgeführt werden. Laut den Quellen der Washington Post habe es keine Anzeichen dafür gegeben, dass Trump die Operation gestoppt habe. (ane)