Tincon: Viel Programm, kaum Besucher

Das Festival für Jugendkultur, die TeenageINternetwork CONvention (Tincon) bot drei Tage lang in Berlin ein buntes Programm für Jugendliche und sieht sich selbst als Gesellschaftskonferenz ähnlich der re:publica.

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Tincon 2017
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Schäffer

Es ging um Medienkompetenz, Digitalisierung, Kritik und Chancen von YouTube, Twitter und Co., politische und gesellschaftliche Orientierung, Kunst, Kultur, Spaß und Lifestyle. Themen, die Jugendliche besonders interessieren – oder es zumindest nach der Vorstellung der Erwachsenen – sollten. Schade nur, dass die Zielgruppe am vergangenen Wochenende wohl etwas anderes vorhatte oder aus anderen Gründen der Tincon 2017 in Berlin fern blieb. Mehr als 500 Besucher haben sich leider nicht in das spacig illuminierte und Endzeitstimmungs-Flair anhaftende alte Heizkraftwerk in Mitte verlaufen.

Tincon 2017 im Kraftwerk Mitte

Dabei gab es durchaus viel zu entdecken und ein Programm, bei dem für jeden etwas dabei gewesen sein dürfte und bei dem viele selbst noch Jugendliche zu Wort kamen. YouTuber wie Space Frogs sprachen auf einer der zwei Hauptbühnen und erzählten von sich und ihrer Story oder gaben Tipps, wie man selber erfolgreich werden kann und mit was für Einkommen ein erfolgreicher Selbstdarsteller rechnen kann, es ihn aber auch aus finanzieller Sicht kostet. Robin Blase aka RobBubble lieferte zum Beispiel so einen knappen Einblick in seinem Beitrag. Kritische Stimmen waren etwas wenig vertreten – so wie auch Beiträge zu Datenschutz, Medien-Missbrauch und rechtlichen Aspekten, die sich aus den eigenen Aktivitäten bei Social Media ergeben können.

Robin Blase auf der Tincon 2017

Bekannte Größen wie Martin Sonneborn und Erklärbär Ralph Caspers brachten das Publikum zum lachen, wurden aber von der jungen Lilith Bauer mit ihrem unverkrampft und locker vorgetragenen, bissigen Statement gegen die oft stereotype Darstellung und werbewirksame, sowie mediale Ausnutzung von jungen Mädchen und deren Konsum- und Schöheitswahn, rein am Applaus gemessen, weit abgehängt.

Ralph Caspers auf der Tincon 2017

Platte Werbevideos mit schlecht kaschierter Schleichwerbung von Sternchen wie Bianca Heinicke (Bibis Beauty Palace) und Dagmara Nicole Ochmanczyk (Dagi Bee) geben natürlich gute Ziele für eine kritische Auseinandersetzung ab. Bevor Raúl Krauthausen auch noch ein paar Worte ans Publikum richtete, schloss Bauer mit ein paar YouTube-Empfehlungen ab, die aus ihrer Sicht besuchenswert sind: Die unseren Lesern sicher bekannte "queen of shitty machines" Simone Giertz, Honigball und andere.

Lilith Bauer zusammen mit Raúl Krauthausen auf der Tincon 2017

Wie angekündigt, waren wir von der Redaktion als Veranstalter der Maker Faires am Samstag vor Ort und boten einen kleinen Lötworkshop an, der sich regen Zuspruchs erfreute. Andere Workshops zeigten, wie man Stop-Motion-Filme produzieren kann, politisch korrekten Gangster-Rap reimt, mit dem Mikrocontroller Calliope und Open Roberta programmiert oder mit der Spraydose gegen anti-muslimischen Rassismus kämpft.

Lötworkshop der Make auf der Tincon 2017

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(fls)