50 Jahre CES: Vom Transistorradio zum Elektromobil

Vor 50 Jahren fand in New York die erste CES statt. 17.500 Besucher interessierten sich damals für Transistorradios, Stereoton und kleine S/W-TVs. Dieses Jahr strömten mehr als zehnmal so viele Fachbesucher zur CES nach Las Vegas.

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Dame und Herr mit Sprechpuppe auf Messestand "Scott"
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Inhaltsverzeichnis

Vor 50 Jahren fand in New York City die erste "Consumer Electronics Show" statt. Schauplatz waren drei Hotels auf der 6. und 7. Avenue in Manhattan. Dort zeigten 117 Aussteller technische Errungenschaften wie das Transistorradio, Stereosysteme und kleinformatige Schwarz-Weiß-Fernseher. Für sie war die Teilnahme aber keine leichte Entscheidung.

Messefoto von 1967: Der Color-TV-Stand wurde in S/W abgelichtet.

(Bild: CTA)

Denn zum gleichen Termin, 25. bis 28. Juni 1967, fand auch die damals wichtigste Messe für Unterhaltungselektronik, die Chicago Music Show, statt. Die Terminwahl war eine Kampfansage der Consumer Electronics Group, einer Abteilung des Branchenverbandes Electronic Industries Association. Der Verband wollte mit einer eigenen Veranstaltung Geld in die eigene Kasse spülen.

Nur wenige Unternehmen wollten oder konnten es sich leisten, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Der Rest musste sich entscheiden, und viele Branchengrößen entschieden sich für die Veranstaltung in New York: 3M, Memorex, Motorola, Panasonic, Philips, RCA, Sharp, Sony, Toshiba, Westinghouse und andere mehr. Die Eröffnungsrede hielt der damalige EIA-Präsident und legendäre Motorola-Chef Robert (Bob) Galvin.

Von Beginn an war die CES mehr als nur eine Messe: Vorträge (Keynotes), kleinere Präsentationen und Fachdiskussionen gehörten schon damals zum Programm. Heute wie damals ist die Konferenz zumindest aus US-Sicht hochkarätig besetzt: Bereits 1967 kamen die Chefs der Rundfunk- und Telecom-Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) und Handelsaufsicht FTC (Federal Trade Commission).

50 Jahre CES (31 Bilder)

Als Konkurrent der Chicago Music Show fand die erste CES 1967 in New York statt.
(Bild: CTA)

Inzwischen gesellt sich auch die dritte große Regulierungsbehörde, die FAA (Federal Aviation Administration), dazu, zumal nun auch Verbraucher Flugdrohnen sonder Zahl betreiben. Die Behördenvertreter geben dabei oft einen informellen Ausblick auf wichtige Regulierungsvorhaben, was für Unternehmen oft einen wichtigen Informationsvorsprung bedeutet.

Die Consumer Electronics Show war nicht bloß erfolgreich, sie spielte auch alle Konkurrenzveranstaltungen an die Wand und übersiedelte 1971 nach Chicago, wo sie bis 1977 blieb. Die Chicago Music Show hatte den Wettbewerb verloren und wird inzwischen als NAMM in Kalifornien abgehalten.

Von 1978 bis 1994 gab es sogar zwei Consumer Electronic Shows pro Jahr: Eine Winterausgabe zu Jahresbeginn in Las Vegas und eine Sommerausgabe im Juni in Chicago. Mit zunehmender Konkurrenz durch die E3 ließ die Zugkraft der Sommermesse nach. Nachdem der Sommertermin 1995 abgesagt werden musste, gab es 1996 noch einmal eine Summer Consumer Electronics Show, und zwar in Orlando, Florida. Die in Atlanta geplante Sommermesse 1997 fiel mangels Ausstellerinteressen auch wieder ins Wasser. Seit 1998 dreht sich deshalb alles um Las Vegas im Januar.

Der Veranstalter CTA schätzt, dass in den 50 Jahren insgesamt 700.000 Produkte vorgestellt wurden. Zu den Produktprämieren zählten beispielsweise Videorekorder (1970), CD-Player (1981), DVD-Player (1996) oder Satelliten-Radios (2000). Bill Gates machte zweimal besonders große Schlagzeilen: 2005 wollte er das Windows Media Center vorstellen, was aber nicht funktionierte. Zudem stürzte eine Xbox-Präsentation mit einem Blue Screen ab. Für den Spott brauchte der reichste Mann der Welt danach nicht mehr zu sorgen. Und drei Jahre später kündigte er auf der CES-Bühne seinen Rücktritt an.

Entwicklung der Aussteller- und Besucherzahlen seit die CES nur noch einmal pro Jahr stattfindet.

Was als Consumer Electronics Show begonnen hatte und zwischenzeitlich International Consumer Electronics Show hieß, trägt heute den knappen Titel "CES", der einfach nur für sich selbst steht. Der Name des Veranstalters hat sich noch deutlicher verändert: Aus der CEG der EIA wurde 1995 die Consumer Electronics Manufacturers Association (CEMA). 1999 wurde sie als Consumer Electronics Association (CEA) ausgegründet, 2015 in Consumer Technology Association (CTA) umbenannt.

Das soll unterstreichen, dass es längst nicht mehr nur um elektronische Hardware geht. Filmstudios, KFZ-Hersteller, Datenkonzerne wie Google oder Transportvermittler wie Lyft gehören heute zu den Mitgliedern. Ähnlich verbreitert wurde auch die CES, die dieses Jahr 180.000 Besucher und über 4000 Aussteller nach Las Vegas lockte. Sie nehmen neben zwei Messezentren eine ganze Reihe von Konferenz- und Veranstaltungseinrichtungen in Hotels in Beschlag. Ein eigenes Busnetz verbindet die verstreuten CES-Örtlichkeiten mit einander.

180.000 Besucher plus Personal der Aussteller, Sicherheitsdienste, Caterer, Bus- und Taxibetreiber, Restaurants, Sexdienstleister und so weiter ist selbst für die Hotelstadt eine Herausforderung. Die CTA versucht, den Zustrom zu dämpfen und überprüft nun genauer, ob die Teilnehmer wirklich Fachbesucher sind. Nur einmal, im Sommer 1993, war auch die breite Öffentlichkeit zugelassen. (ds)