Papier aus Kalkstein

Ein japanisches Start-up hat eine Technik entwickelt, mit der Papier nicht mehr aus Bäumen hergestellt werden muss.

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Papier ist bekanntermaßen selbst dann nicht sonderlich umweltfreundlich, wenn es hauptsächlich aus recycelten Grundstoffen besteht – etwa auf Grund des notwendigen Wasserbedarfs. Der japanische Unternehmer Nobuyoshi Yamasaki hat mit seiner Firma "Times Bridge Management Global", kurz TBM, nun ein Verfahren entwickelt, bei dem statt Zellulose, also vulgo: totem Holz, Kalkstein als Grundmaterial für die Herstellung verwendet wird.

TBM kann verschiedene Papierstärken produzieren.

(Bild: TBM)

Zur Produktion von einer einzigen Tonne herkömmlichem Papier werden laut Yamasaki 100 Tonnen Wasser benötigt und ungefähr 20 Bäume, die zerlegt werden müsse. Das Limex (für "Lime X" und somit für Kalk X) genannte neue Papier von TBM kommt mit weniger als einer Tonne Kalkstein aus. Zusätzlich werden knapp 200 Kilo Polyolefin-Polymer – also Kunststoff – benötigt. Durch die Verwendung des Polymers erhält das fertige Steinpapier eine gute Wasserresistenz: Es kann draußen, in Feuchträumen und sogar unter Wasser beschrieben werden, wie Yamasaki sagt. In Japan wird es bereits für Visitenkarten genutzt, die in dem Land von großer Bedeutung im Geschäftsleben sind – und im Alltag einiges aushalten müssen. Hier soll es bereits bis zu 600 Kunden geben.

Darüber hinaus ist Limex laut Angaben des Herstellers auch recyclingfähig. Produziert hat TBM bereits Notizbücher, Poster, Bücher, Platzkarten und sogar Origami aus dem Steinpapier. Mit einer japanischen Sushikette hat die Firma Medienberichten zufolge vor kurzem einen Vertrag für die Menükarten von 400 Restaurants geschlossen – und dabei aufgrund der Haltbarkeit gepunktet. Yamasaki hat darüber hinaus große Pläne: Er will weitere Fabriken besonders in wasserarmen und kalksteinreichen Regionen der Welt, etwa in Kalifornien oder Marokko, gründen.

Kalkstein-Formation in Rumänien.

(Bild: Amorphisman / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

Der Unternehmer hat sich viel vorgenommen: Er wolle eine Firma gründen, die "Hunderte Jahre" bestehe, sagte er der Wirtschaftnachrichtenagentur "Bloomberg". Noch muss Yamasaki aber genügend Kunden überzeugen, dass sie von regulärem Papier umsteigen, das ja auch mit deutlich weniger CO2-Ausstoß produziert werden kann.

Geld scheint TBM für seinen Versuch zunächst genug zu haben. Im vergangenen Herbst hat die größte Druckerei des Landes, Toppan Printing Co, in die Firma investiert. Der Deal: Beide Partner wollen ein gemeinsames Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 390 Millionen Euro schaffen – und zwar bereits bis Ende diesen Jahrzehnts. Toppan Printing Co zahlt dafür mindestens 11 Millionen Euro an Lizenzgebühren. Man könne mit TBM eine Lieferkette entwickeln, die ein "konsistentes Produktionssystem" erlaube – von der Papierherstellung bis zum Druck. Zudem will man ökofreundliche Kunden ansprechen.

Papierherstellung bei TBM.

(Bild: TBM)

Das Einsparpotenzial beim Wasserverbrauch ist mit Limex laut TBM groß. Würde die Papierindustrie nur 5 Prozent ihres aktuellen Outputs aus Kalkstein produzieren, hat die Firma errechnet, würde dies den jährlichen Wasserbedarf von bis zu 220 Millionen Menschen decken. (bsc)