Entdecken statt Hinterherlaufen mit Nethack: Wie ein Spiel von 1987 ohne Grafik begeistert

So toll Open-Source-Betriebssysteme sein mögen – ihre Spiele können sich nie mit ihrer kommerziellen Konkurrenz messen. So zumindest die gängige Meinung. Doch NetHack zeigt, wie viel der freie Opa im Terminal noch immer besser macht.

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Entdecken statt Hinterherlaufen: Wie ein Spiel von 1987 ohne Grafik begeistert
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Open-Source-Spiele genießen einen zweifelhaften Ruf. Denn die sonst eher nicht zutreffenden Witze über die Betriebssysteme der Linux- und BSD-Familien stimmen hier tatsächlich mal: Es basteln wirklich nur ein paar enthusiastische Hobby-Programmierer daran. Dass sie es kaum mit den Werken der kommerziellen Konkurrenz aufnehmen können, liegt auf der Hand. Im besten Fall erhält der Spieler einen gut gemachten Klon eines bekannten Titels, FreeCiv dürfte zu den prominentesten Vertretern gehören. Zu oft verlieren die Entwickler aber das Interesse und außer einem kaum genießbaren Knochengerüst bleibt nicht viel übrig. Spielen unter Linux? Gut, dass es Steam gibt.

Nun, diesen Eindruck suggeriert zumindest ein oberflächlicher Blick in die Paketquellen. Dabei findet sich schon seit Jahrzehnten eines der herausragensten Spieleerlebnisse in den Repositories, das so manche Fließbandarbeit aus dem Hause EA oder Ubisoft locker in die Tasche steckt.

Zugegeben, wann immer unwissende, meist jüngere Spieler den Namen hören und auf der Wikipedia-Seite landen, folgt im besten Fall ein mitleidiges Lächeln. Die Grafik ist ein Witz, oder? Und traut sich doch einer an die Tastatur, dauert es keine fünf Minuten, bis das Gespräch wieder beim neuesten polygonalen Wunderwerk angelangt ist. Das @ steht noch immer neben dem d unter der <, hat sich kein Feld bewegt. Wie auch, Vi-Befehle gehören eben schon lange nicht mehr zum nötigen Grundwissen dazu – selbst bei den meisten Linux-Distributionen nicht.

Von Rogue bis NetHack (7 Bilder)

Wie schwer kann es schon sein? Die Begrüßung im das Genre begründenden Rogue von 1980 flößt nicht unbedingt Zuversicht ein. Im Bild die MS-DOS-Portierung von 1984.

Dabei ist NetHack so wunderbar präzise: Held, Hund, Treppe hoch. Keine Frage, etwas Phantasie setzt das Fantasy-Abenteuer im Terminal schon voraus. Vielleicht sucht man deshalb Videos lustiger Clipping-Fehler von NetHack bei YouTube umsonst. Wobei das manche Nörgler vielleicht noch einsehen, aber gehört zu einem Spiel nicht die epische, GPU-auslastende Grafik einfach dazu? Nicht so ein popliges @, Stärke 18, darunter kann man sich ja alles vorstellen! Ja, hoffentlich klappt das noch.