Google: Fördergelder für geeignete wissenschaftliche Aussage?

Versucht Google, Forschungsarbeiten zu fördern, die dem Unternehmen in künftigen Rechtsstreiten helfen? Das Wall Street Journal hat dafür die E-Mail-Korrespondenz zwischen Google und Wissenschaftlern untersucht.

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(Bild: dpa, Torben Klausa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Bundesmann

Journalisten des Wall Street Journal haben aufgezeigt, dass Google gezielt Forschungsarbeiten finanziell unterstützt hat. Daran allein ist nichts Verwerfliches, heikel ist jedoch, dass die wissenschaftlichen Artikel die Fördergelder oft nicht erwähnen. Noch heikler: In der Regel handelt es sich um Arbeiten aus den Rechtswissenschaften, die helfen könnten, regulatorische oder kartellrechtliche Maßnahmen gegen Google zu umgehen.

Die Journalisten erwähnen zum Beispiel Paul Heald, der 2012 Ergebnisse eine Studie zu einem lockereren Copyright veröffentlichte. Zuvor soll er engen Kontakt mit Google gehabt und 18.830 US-Dollar vom Unternehmen erhalten haben. Dass der Artikel die Förderung nicht erwähnt, tut Heald gegenüber dem Wall Street Journal als Flüchtigkeitsfehler ab. Andere Veröffentlichungen behandeln das Sammeln von Nutzerdaten als legitime Bezahlung für Googles kostenlose Dienste.

Die Daten wurden von der "Campaign for Accountability" erhoben, ein Zusammenschluss von Juristen, die gegen Google und dessen Marktdominanz vorgehen – finanziert von Google-Rivalen wie Oracle. Viele der fraglichen Arbeiten wurden nur indirekt gefördert (über Institute oder Forschungseinrichtungen) und gaben dies in der Regel nicht an.

Im Bericht des Wall Street Journal ist häufig die Rede vom Schriftverkehr zwischen Wissenschaftlern und Google. Viele der Zahlungen sind nur so mit Veröffentlichungen in Verbindung zu setzen. So erhielt etwa Ryan Calo von der Stanford University mit einen der größten Beträge (400.000 US-Dollar). Aus den E-Mails lasse sich eine Zusammenarbeit vor und nach der Veröffentlichung zweier Texte zu "Privacy Protection" erkennen, die er dort nicht angibt. Thema der Artikel war ein Weg, Nutzer auf die Verwendung ihrer persönlichen Daten hinzuweisen, um eine Regulierung zu umgehen. Im Interview gibt Calo an, dass die Gelder an das Institut gingen, nicht an ihn. Allerdings räumt er ein, dass er die Finanzierung hätte angeben sollen. Die Journalisten erhielten Zugriff auf die Korrespondenz, weil sie Anfragen gemäß des Freedom of Information Acts (FOIA) gestellt hatten. Dieser gibt jedem das Recht, Zugang zu staatlichen Dokumenten zu verlangen.

Google verteidigt sich damit, dass die Campaign for Accountability selbst seine Finanzierung nicht komplett offenlegt. Außerdem seien nicht alle Publikation einseitig pro Google auszulegen. (jab)