Katar-Krise: Vereinigte Arabische Emirate angeblich hinter Nachrichtenagentur-Hack

Die schwere diplomatische Krise am Golf hatte durch den Hack einer Nachrichtenagentur und die Verbreitung von Fake News begonnen. Dahinter steckten die Vereinigten Arabischen Emirate, meinen US-Geheimdienstler: Die hätten den Auslöser inszeniert.

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Katar-Krise: Vereinigte Arabische Emirate angeblich hinter Nachrichtenagentur-Hack
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Die Vereinigten Arabischen Emirate stecken hinter dem Hack der staatlichen Nachrichtenagentur Katars, mit dem die aktuelle Krise am Persischen Golf begonnen hatte. Zu diesem Schluss kommen zumindest US-Geheimdienste, wie die Washington Post unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet. Demnach seien in gesammelten Daten neue Informationen gefunden worden, die in die Vereinigten Arabischen Emirate führen. Mitglieder der dortigen Regierung hätten am 23. Mai über den Plan gesprochen, die Qatar News Agency (QNA) zu hacken und auf der Website eine falsche Nachricht zu platzieren, die zum Konflikt führen würde. Die Fake News war am 24. Mai auf der Seite erschienen.

In den Texten, die von Hackern bei der Qatar News Agency platziert wurden, waren angebliche Iran-freundliche sowie andere falsche Aussagen des katarischen Emirs Tamim bin Hamad al-Thani zitiert worden. Unter anderem mit diesen Äußerungen waren der Abbruch der Beziehungen und Grenzsperrungen zu Katar von Saudi-Arabien, Ägypten und anderen Staaten begründet worden, die damit eine der schwersten Krisen im Golfrat ausgelöst hatten. Zuerst hatten hinzugezogene FBI-Ermittler offenbar russische Hacker im Verdacht. Auch wenn jetzt die Vereinigten Arabischen Emirate beschuldigt werden, lassen die US-Geheimdienstvertreter laut Washington Post aber offen, ob die selbst gehackt oder die Angreifer lediglich beauftragt haben.

Der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA, Yousef Al Otaiba, hat den Bericht demnach bereits zurückgewiesen. Sein Land habe bei den Hacks keine Rolle gespielt. Das einzige, das wahr sei, sei Katars Verhalten. Das Land finanziere, unterstütze und stärke Extremisten von der Taliban bis zur Hamas. Mit dieser Begründung hatten mehrere Golfstaaten das harte Vorgehen gegen Katar begründet. Sie fordern unter anderem, den Nachrichtensender Al Jazeera zu schließen. Der ist den Nachbarn unter anderem wegen kritischer Berichte schon seit längerem ein Dorn im Auge. In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht derweil schon die Sympathiebekundung für Katar unter Strafe.

Die Katar-Krise war Anfang Juni ausgebrochen, als Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und andere Staaten ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen und die Grenzen gesperrt hatten. Danach hatten sie harsche Forderungen formuliert. Inzwischen beleuchtet der Konflikt auch Meinungsverschiedenheiten in der US-Regierung. So hatte US-Präsident Donald Trump auf Twitter anscheinend für Saudi-Arabien Partei ergriffen, sein Außenminister Rex Tillerson will aber vermitteln. Dass Vertreter der USA nun – wenn auch anonym – die Vereinigten Arabischen Emirate als Drahtzieher beschuldigen, ist ebenfalls ungewöhnlich, handelt es sich doch bei dem Land – wie auch bei Katar – um einen Verbündeten. (mho)