Statistik der Woche: Wenig Bots bei Merkel und Schulz

In den USA sollen im Präsidentschaftswahlkampf in erheblichem Umfang Social Bots in den sozialen Medien zum Einsatz gekommen sein. Unsere Infografik zeigt, inwiefern sich auch der deutsche Wahlkampf mit Bots bei Twitter auseinandersetzen muss.

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Mit großen Schritten rückt die Bundestagswahl am 24. September näher. Nicht zuletzt die Debatten um Social Bots in sozialen Medien im Rahmen des US-Wahlkampfs zwischen Donald Trump und Hillary Clinton hat auch hierzulande Befürchtung geschürt, dass automatische Programme auf Twitter und Co. Einfluss auf den politischen Schlagabtausch nehmen könnten. Simon Hegelich, Professor für Political Data Science an der TU München, hat sich deshalb zusammen mit seinen Mitarbeitern das Verhalten von Nutzern auf Twitter im Zeitraum März bis Mai dieses Jahres angesehen.

Statistik der Woche

(Bild: 

shutterstock/3dmask

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In unserer wöchentlichen Rubrik präsentieren wir Zahlen, Kurven und Diagramme aus Technologie und Wissenschaft.

Das Forscherteam hat rund drei Millionen Tweets, in denen Angela Merkel (CDU) (#Merkel) beziehungsweise Martin Schulz (SPD) (#Schulz) erwähnt wurden, analysiert, um herauszufinden, welche von Bots stammen. Die Infografik, die in Zusammenarbeit mit Statista und Technology Review entstanden ist, verdeutlicht dies. Ergebnis der Analyse ist, dass nur 10 Prozent der Kurzmitteilungen zur Bundeskanzlerin und 15 Prozent zu ihrem Herausforderer von Bots stammen. Von einer großangelegten Manipulation des Wahlkampfes kann somit für den Untersuchungszeitraum nicht die Rede sein. Die Peeks bei der Tweetanzahl von Merkel im März und Ende Mai korrespondieren Hegelich zufolge mit dem Besuch Merkels bei Trump im Weißen Haus (März) und der Äußerung Merkels, die USA seien kein verlässlicher Partner mehr (Mai).

Zu den Top Usern während des Untersuchungszeitraums zählten die Nutzer restodehistoria, e_pitzky, krippmarie, todo_2017 und NSU_Leaks bei Merkel-Tweets. Bei Schulz-Tweets waren es Pparzival, 1001ptsDE, afd_presse, DieNachrichten und DomeniktvNEWS. Sie zeigten laut der Forscher ein sehr Bot-typisches Verhalten, da zum einen alle Tweets der Nutzer Retweets waren oder zum anderen waren sie Tweet-Kopien von anderen Accounts.

Darauf basierend stellte das Team Kriterium auf, um Bot-generierte Tweets zu ermitteln: Nutzen, die mehr als 100 Tweets absetzten und darin Merkel oder Schulz erwähnten und entweder Retweets waren oder Tweet-Kopien; generell kopierte Tweets, die keine Retweets waren; und schließlich Tweets, deren Quelle (Domain) zu einem Bot-Netz gehört. In den untersuchten Tweets lagen 5.527 verschiedenen Domains vor. Der Großteil war twitter.com. Bei der Untersuchung von 1000 dieser Domains konnten die Forscher mehrere Bot-Netzwerke als Quellen erkennen.

Bots und Fake News gelten als potentielle Bedrohung für die Meinungsbildung im Bundestagswahlkampf. Die Gefahr beim Agieren von Social Bots in sozialen Medien liegt in der Verstärkung von bestimmten Themen. "Social Bots manipulieren die Trends in sozialen Netzwerken, und diese Trends fließen in politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse ein", ist Hegelich überzeugt. Wenngleich damit noch keine direkte Manipulation bezeichnet ist, so halten Technologien für Künstliche Intelligenz immer weiter Einzug in die Programme der Social Bots. Diese lassen Social Bots in ihrem Verhalten immer menschenähnlicher werden.

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(jle)