Amazon Fresh startet in Hamburg: Hinter den Kulissen des Lebensmittelversands

Über Jahre wurde der Start von Amazon Fresh in Deutschland als Katalysator für den Umbruch im Lebensmittel-Handel erwartet. Jetzt expandiert der Online-Supermarkt des US-Giganten auch nach Hamburg – der Wandel wird aber wohl noch Jahre dauern.

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Hinter den Kulissen von Amazon Fresh: "Picker" und clevere Software
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • dpa
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Äußerlich sieht Amazons Vision für die Zukunft des Lebensmittel-Handels auch nur wie ein großer Supermarkt aus. Das Berliner Depot des Lieferdienstes Amazon Fresh besteht aus einer großen Halle mit Metall-Regalen. Dazwischen sind die "Picker" unterwegs - Mitarbeiter, die Kunden-Bestellungen zusammenstellen. Jeder schiebt einen Wagen mit acht der markanten grünen Zustell-Taschen vor sich her.

Die Regalreihen sind bis zum einzelnen Fach durchnummeriert. Die Software übernimmt die Routenplanung. Direkt auf dem Bildschirm des Barcode-Scanners wird angezeigt, zu welchem Produkt es als nächstes geht. Der Weg führt von den schweren Sachen, die nach unten kommen, zu den zerbrechlicheren wie Nudeln sowie frischem Obst und Gemüse, das in der Tasche ganz oben landet.

Amazon Fresh ist in zentralen Stadtteilen Hamburgs verfügbar.

(Bild: Amazon)

Rund zweieinhalb Monate nach dem Deutschland-Start in Berlin und Potsdam expandiert Amazon Fresh jetzt nach Hamburg als zweite Region. Auch die Hansestadt soll vom Berliner Depot aus beliefert werden. Die Kühlreserve der grünen Taschen mit Kälteakkus oder Trockeneis reiche für den Weg, betont Fresh-Deutschlandchef Florian Baumgartner.

Im Berliner Depot wird weiter an allen möglichen Stellschrauben gedreht. "Es vergeht kein Tag, ohne dass wir etwas umbauen", sagt Operations Manager Raik Schatte. Das können Prozesse oder die räumliche Aufteilung sein. Das Sortiment ändert sich: Gestartet war der Dienst mit einem Angebot aus 85 000 Artikeln, jetzt könnten durch die Ausweitung auf das Non-Food-Angebot rund 300 000 Artikel über Fresh bestellt werden, sagt Baumgartner.

Die ersten Erfahrungen hätten nämlich gezeigt, dass viele Kunden auch alle möglichen anderen Dinge zu ihrem Lebensmittelankauf hinzufügen möchten, vom Rasensprenger bis zum Plüschtier. "Für uns gibt es in dieser frühen Phase und diesem hart umkämpften Markt derzeit nichts Wichtigeres als das Feedback der Kunden."

Man könne zwar auch nicht alle Entwicklungen mit Datenauswertung und Algorithmen abbilden, sagt Baugartner. Eine Tour durch das Depot im Norden Berlins macht aber deutlich, wie aus Amazons über Jahre eingespielter Logistik-Effizienz und dem von Konzernchef Jeff Bezos gebetsmühlenartig eingeforderten Fokus auf den Kunden tatsächliche Konkurrenz für deutsche Supermarktketten entstehen kann.

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